Daten der aktuellen Studie zur Situation Pflegender Angehöriger in Österreich zeigen Handlungsfelder auf
Wien (OTS) – Die Unterstützung von pflegebedürftigen und chronisch kranken Menschen in jedem Lebensalter ist eines der zentralen Themen unserer Gesellschaft. Der sich immer mehr abzeichnende demographische Wandel, konkret die einschneidenden Veränderungen familiärer Strukturen, erfordern einen klaren Blick auf jene Unterstützungsleistungen, die durch Angehörige übernommen werden können. Die Zuerkennung des Pflegegeldes für etwa 650.000 Personen, dies entspricht 5,25 Prozent der österreichischen Bevölkerung, gibt einen Anhaltspunkt für den Unterstützungsbedarf dieser Menschen. In fast allen Fällen übernehmen jedoch pflegende Angehörige meist viel früher Hilfestellungen in der Bewältigung des Alltags für die Betroffenen. Fakt ist, dass durch die Verringerung der Aufenthaltsdauer im Akutkrankenhaus, Menschen viel früher, daher viel rekonvaleszenter und oftmals mit komplexen Therapieplänen, nach Hause entlassen werden. Tatsache ist, dass in der Versorgung chronisch Kranker und manchmal zusätzlich an Demenz leidender Menschen, familiäre und informelle Strukturen an ihre Grenzen stoßen. Etwa eine Million Österreicher, konkret 947.000 Personen, mit einem Anteil von 73 Prozent Frauen, übernehmen diese unverzichtbare, oftmals nicht wahrgenommene Aufgabe der Betreuung und Pflege.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK) zur Situation der Pflegenden Angehörigen in Auftrag gegeben und durch die Universität Wien durchgeführt wurde, zeigen sehr deutlich, wo dringender Handlungsbedarf besteht, wenn es darum geht, Menschen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung zu unterstützen und zu pflegen. Das Ziel, die familiäre Situation und Netzwerke zu erfassen, die gleichzeitig individuell auf den jeweiligen Pflege- und Unterstützungsbedarf abgestimmt wird, ist durch den Einsatz von Assessments zu erheben. Unterstützende und pflegende Angehörige brauchen problemzentriete, aufsuchende, sowie zeitnahe Information und Beratung für ihre besondere Aufgabe. Abgestimmte Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen könnten im Sinne eines familienorientierten Case-Managements auf Ebene der Gemeinden durch Pflegefachkräfte der Familiengesundheitspflege übernommen werden. Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Seniorenrunden und der Zugang zu lokalen Unterstützungsangeboten könnten einen wichtigen Schritt zur Entlastung bieten.
Über diesen Weg der sozialen Alltagsbegleitung und Pflegefachberatung wäre auch die Entwicklung von Alternativen am Sektor Langzeitpflege, wie etwa Seniorenwohngruppen, qualitätsgesichert umzusetzen. All diese Punkte werden auch in der genannten Studie angesprochen.
Generell sind den Aufgaben und Anforderungen, die mit Unterstützung und Pflege im Zusammenhang stehen, nicht nur mehr Beachtung, sondern auch mehr Ansehen und Wertschätzung in unserer Gesellschaft zu geben. Menschen die Verantwortung für Pflegebedürftige übernehmen, leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft, für den die Verantwortlichen annehmbare Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen haben.