Neue Aktion der „Initiative Sicherheit im OP“ (SIOP) und der „Plattform Patientensicherheit“ fordert 15 Prozent weniger Infektionen im Spital innerhalb von fünf Jahren
Wien (OTS) – Die neue „Initiative minus 15 Prozent“, die jetzt von der „Plattform Patientensicherheit“ und der „Initiative Sicherheit im OP“ (SIOP) gegründet wurde, fordert eine Verringerung der nosokomialen Infektionen in Österreich innerhalb der nächsten 5 Jahre um 15 Prozent. „Hier ist die Politik in die Pflicht zu nehmen, von der wir ein klares Commitment für dieses Ziel fordern. Zahlreiche internationale Vorbilder zeigen, dass es mit klaren Vorgaben und gemeinsamen Anstrengungen gelungen ist, die gesteckten Ziele der Infektionsverringerung zu erreichen. In Österreich fehlen solche konkreten und verbindlichen Vorgaben“, so Dr. Maria Kletecka-Pulker, Geschäftsführerin der „Plattform Patientensicherheit“ und Direktorin des LBI Digital Health and Patient Safety. „Die COVID-Pandemie zeigt uns gerade, was zur Infektionsprophylaxe alles möglich ist. Jetzt geht es darum, diesen Schwung zu nützen und bewährte Hygienemaßnahmen unabhängig von COVID beizubehalten und gegebenenfalls auf breiter Basis zu implementieren.“
Hygiene-Facharzt Dr. Blacky: Prozentsätze durch systematisches qualitätsvolles Vorgehen kontinuierlich verringern
An nosokomialen Infektionen, also im Zuge diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen auftretenden Infektionen, erkranken Schätzungen zufolge in Österreich jedes Jahr etwa 95.000 Menschen, quantifiziert Dr. Alexander Blacky, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) und Mitglied der „Initiative minus 15 Prozent“ die Dimension des Problems: „Die zunehmende Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien hat zur Folge, dass viele dieser Infektionen nicht mehr wirksam behandelt werden können. 4.500 bis 5.000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich daran – etwa fünf Mal so viele wie im Straßenverkehr.“
Nach den Berichten des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zählen operationsbezogene Wundinfektionen („surgical site infections“, SSI) zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Dr. Blacky: „Der Anteil von SSI variiert je nach Art des Eingriffs und der Prädisposition der Patientinnen und Patienten zwischen 0,6 und 9,6 Prozent aller Operationen.“
Dr. Blacky: „Nosokomiale Infektionen verursachen vor allem Krankheit, Leid und Tod, aber sie sind auch ein beträchtlicher Kostenfaktor. Es geht daher darum, durch systematisches qualitätsvolles Vorgehen diese Prozentsätze kontinuierlich zu verringern.“
Patientenanwalt Dr. Bachinger: Transparenz und verbindliche Richtlinien für Krankenhäuser und Arztpraxen
„Das European Centre for Disease Prevention and Control geht davon aus, dass bis zu 30 Prozent aller nosokomialen Infektionen durch entsprechend gezielte Hygiene und Kontrollprogramme vermieden werden können. Diese beträchtlichen Potenziale gilt es durch zielgerichtete und konsequente Maßnahmen zu nützen“, fordert Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der österreichischen Patienten- und Pflegeanwälte und Mitglied der „Initiative minus 15 Prozent“. „Wir brauchen also verbindliche Richtlinien für Krankenhäuser, andere Gesundheitseinrichtungen und Arztpraxen, deren Einhaltung überprüft und deren Ergebnisse transparent gemacht werden.“
DGKP Zellhofer: Mehr qualifiziertes Personal und stärkere Patientenbeteiligung
„Ich habe nicht den Eindruck, dass es bei den nosokomialen Infektionen in den vergangenen Jahren eine Veränderung oder Verbesserung gegeben hat“, kritisiert DGKP Josef Zellhofer, Vorsitzender der ÖGB/ARGE-Fachgruppenvereinigung für Gesundheits- und Sozialberufe. Eine positive Ausnahme seien Weiterentwicklungen beim Wundmanagement. „Im Gegenteil, der Druck auf das Personal wird schon seit Längerem, zuletzt beschleunigt durch COVID, immer stärker. Wir brauchen mehr qualifiziertes Personal, das Probleme erkennt und Infektionsquellen zu beseitigen hilft, wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und bessere Arbeitsbedingungen.“
Ein weiterer wesentlicher Faktor beim Bekämpfen von Krankenhauskeimen sei eine stärkere Patientenbeteiligung: „Patientinnen und Patienten muss vermittelt werden, was sie selbst tun können und welche Hygienemaßnahmen sie befolgen müssen. Hier braucht es mehr Aufklärung.“
Nosokomiale Infektionen und ihre Vermeidung zu einem Thema der Politik machen
Dr. Kletecka-Pulker: „Der ‚Initiative minus 15 Prozent‘ geht es darum, nosokomiale Infektionen und ihre Vermeidung gesellschaftlich stärker zu positionieren und zu einem Thema der Politik zu machen, ohne die es hier nicht gehen wird. Die Politik muss klare Ziele definieren und sich dafür einsetzen, dass diese auch erreicht werden. Unsere Initiative wird dabei unterstützen, informieren und das Thema aktuell