Eine Studie der MedUni Wien zeigt einen Mechanismus auf, der den Herzinfarkt fördert: Die Bildung netzartiger Strukturen spezieller Zellen der Immunabwehr können zu Verklumpungen und zur Verstopfung eines Blutgefäßes führen. Höheres LDL verstärkt die Bildung solcher Netze. Die Studienautoren empfehlen bei einem Herzinfarkt eine noch deutlichere Senkung des LDL-Cholesterin als bisher.
Paris/Wien, Mittwoch, 4. September 2019 – Eine Studie der MedUni Wien zeigt einen Mechanismus auf, der speziell den Herzinfarkt fördert, und unterstützt bei einem Herzinfarkt eine noch deutlichere Senkung des LDL-Cholesterin als bisher empfohlen. Das berichtet Anna Ondracek von der Abteilung für Kardiologie der MedUni Wien auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Paris.
In Paris kommen von 31. August bis 4. September 32.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammen – der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ist einer der weltweit größten Medizinkongresse.
Im Rahmen der Studie wurden wichtige Zelle der angeborenen Immunabwehr, die neutrophilen Granulozyten, aus dem Blut von Herzinfarkt-Patienten isoliert und getestet, wie groß ihre Neigung ist, netzartige Strukturen (neutrophil extracellular traps, NETs) zu bilden. Neutrophile Granulozyten sind die häufigsten weißen Blutzellen und werden beim akuten Herzinfarkt stark aktiviert. NETs entstehen, wenn Zellkern-DNA als lange Fäden ausgeworfen werden, und es können sich in ihnen andere Zellen verfangen. Eine derartige Verklumpung kann ein Gefäß verstopfen und zu einem Herzinfarkt führen.
„Dabei haben wir festgestellt, dass ein höheres LDL zu einer vermehrten Bildung von NETs führt“, so Ondracek. „Das konnten wir auch direkt im Blut der Patienten nachweisen, da jene mit höherem LDL auch mehr zirkulierende NETs aufwiesen und die neutrophilen Granulozyten stärker aktiviert waren.“
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen weltweit die häufigste Todesursache dar. Der Herzinfarkt ist führend in der Todesstatistik und entsteht als Folge von Atherosklerose der Herzkranzgefäße. Atherosklerose wird durch erhöhtes LDL-Cholesterin im Blut stark begünstigt. Man weiß mittlerweile auch, dass dabei spezielle Entzündungsprozesse in Gang gesetzt werden.
ESC 2019; P6396: LDL cholesterol promotes neutrophil extracellular trap formation