Demenzstrategie soll auch Lebenssituation von Angehörigen verbessern – Hacker: „Es braucht keine paar Euro Pflegegeld extra, sondern konkrete Lösungsansätze“
Wien (OTS) – Demenz kann mitten im Leben beginnen: Bei einer demenziellen Erkrankung gibt es oft eine mehrere Jahre andauernde Phase, bevor körperliche Einschränkungen auffällig werden. Trotz gewisser Veränderungen und kognitiver Einschränkungen ist ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben in dieser Zeit gut möglich.
Dennoch ist der Alltag für Menschen mit demenziell bedingten Einschränkungen manchmal herausfordernd. Die im Auftrag des BMASGK von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erarbeitete nationale Demenzstrategie „Gut leben mit Demenz“ soll die Lebenssituation von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und deren Angehörigen verbessern. Im Wiener Rathaus wurde am 19.9.2019 gemeinsam mit Betroffenen, EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen an Wirkungszielen und Handlungsempfehlungen gearbeitet.
„Demenz verändert den Alltag der Betroffenen. Um sie möglichst wirkungsvoll zu unterstützen, braucht es nicht ein paar Euro Pflegegeld extra, sondern konkrete Lösungsansätze“, sagt der Wiener Sozial- und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. „In Wien setzen wir auf die integrierte Versorgung von Menschen mit Demenz und die Vernetzung mit der Zivilgesellschaft. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit den Betroffenen Lösungsansätze weiterzuentwickeln.“
Das Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“, das der Wiener Psychosoziale Dienst gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse entwickelt hat, ermöglicht ein rasches und effizientes Ineinandergreifen verschiedener Organisationen. Das reicht von einer möglichst frühzeitigen Diagnose bis hin zur Behandlung von Demenz. Durch die Vernetzung sozialer und medizinischer Angebote sowie pflegerischer Betreuung erhalten die Betroffenen schnell und unbürokratisch die passende Unterstützung.
Demenzfreundliches Wien
„Demenz geht uns alle an. Als Gesellschaft sollten wir im täglichen Miteinander Bewusstsein schaffen, um ihn schwierigen Situationen richtig reagieren zu können. Der Verkäufer im Einzelhandel, die Polizistin, der Fahrkartenkontrolleur – wir alle können dazu beitragen, alltägliche Barrieren für Menschen mit demenzieller Erkrankung abzubauen“, so Dr.in Susanne Herbek, SeniorInnenbeauftragte der Stadt Wien. Ihr Team spannt unter dem Titel „Demenzfreundliches Wien“ einen Bogen über alle Initiativen, die sich zum Thema Demenzfreundlichkeit engagieren. Fokus ist dabei die Sensibilisierung der Zivilgesellschaft, so dass Menschen mit einer demenziellen Erkrankung selbstverständlich Teil der solidarischen Gesellschaft bleiben.
Die jeweils richtige Pflege und Betreuung
„Wien bietet eine breite Palette an Pflege und Betreuung, von mobilen Diensten über Tageszentren für Seniorinnen und Senioren bis hin zu rund 90 Wohn- und Pflegeeinrichtungen“, so Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien. „Bei der Leistungsentwicklung achten wir auch auf sich verändernde Bedarfe – und Demenz ist bei unseren Planungen ein wesentlicher Faktor.“ Der FSW bietet Informationen und Beratung für pflegebedürftige Wienerinnen und Wiener an. Case ManagerInnen beraten Betroffene und ihre Angehörigen, um dann mit ihnen gemeinsam individuelle Hilfspakete zu schnüren – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten und unabhängig von der Ursache des Betreuungsbedarfs. Zusätzlich stehen speziell für den Schwerpunkt Demenz Beratungsbroschüren, wie „Demenz – Ratgeber für den Alltag“ oder „Sicher und menschenwürdig pflegen – Alternativen zu freiheitsbeschränkenden Maßnahmen in der mobilen Betreuung“ zur Verfügung.