Hoffnung für Menschen, die starke Schmerzen einfach nicht loswerden: Eine Studie von österreichischen Schmerzspezialisten zeigt, dass chronischen Schmerzpatienten mit multimodaler Schmerztherapie wirksam geholfen werden kann. 60 Prozent der Teilnehmer verzeichneten eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität.
Wien/Klagenfurt, 3. Februar 2020 – Bis zu 1,8 Millionen Menschen in Österreich sind von chronischen Schmerzen betroffen, bei 350.000 haben sich die Schmerzen zu einer eigenständigen schweren Erkrankung mit massiver Chronifizierung entwickelt. „Für diese meist sehr verzweifelten Menschen braucht es ein umfassendes, kombiniertes Angebot. Schmerztabletten allein richten da nichts mehr aus“, sagt Dr. Stefan Neuwersch, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), anlässlich der 19. Schmerzwochen der ÖSG. Dr. Neuwersch behandelt chronische Schmerzpatienten am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee bereits seit 2012 mit einer maßgeschneiderten multimodalen Schmerztherapie. Inzwischen bestätigt auch eine Studie österreichischer Schmerzspezialisten die Wirksamkeit dieses Behandlungskonzepts, die auf dem Jahreskongress der Europäischen Schmerzgesellschaft (EFIC) 2019 in Valencia präsentiert wurde.
Für die Studie waren 380 Patientinnen und Patienten befragt worden, die zwischen 2012 und 2015 eine multimodale Schmerztherapie durchlaufen hatten. Die Ergebnisse: 60 Prozent der Patienten berichteten, dass durch die multimodale Behandlung ihr Gesundheitszustand deutlich oder sehr deutlich besser geworden sei. 93 Prozent waren mit der Therapie zufrieden oder sogar sehr zufrieden. 60 Prozent konnten nach der Behandlung wieder ihrem Beruf nachgehen. „Zusammenfassend kann man sagen, dass die multimodale Schmerztherapie bei einer Mehrheit der Patienten zu einer signifikanten Besserung der Schmerzsymptomatik und zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität geführt hat“, resümiert Studien-Mitautor Dr. Neuwersch.
Multimodale Schmerztherapie: Vom körperlichen Training bis zur Patientenschulung
Im Klinikum Klagenfurt haben bisher rund 800 Menschen mit chronischen Rücken-, Kopf- oder muskuloskelettalen Schmerzen eine vier Wochen dauernde interdisziplinäre Therapie absolviert. Sie umfasst medizinische Trainingstherapie, Koordinationstraining, Ausdauer-Kraftraining, psychologische Gruppentherapie, Schmerzbewältigungs- und Entspannungstraining, Stressbewältigung, Patientenschulungen, ärztliche und psychologische Einzelgespräche sowie das Anpassen der medikamentösen Therapie. Die Umsetzung dieses vielfältigen Behandlungskonzeptes erfolgt täglich in Gruppen von acht bis zehn Personen und wird mit nachfolgenden „Refreshern“ sowie wiederholenden Übungsprogrammen für zu Hause ergänzt.
Quelle:
EFIC 2019 Abstracts: M. Köstenberger, W. Pipam, S. Neuwersch, R. Likar: Multimodal pain therapy and what then? A re-evaluation of the therapeutic success 3 years after completion of the treatment.