Linz, 3. Oktober 2019 – Die allergen-spezifische Immuntherapie (AIT) ist die einzige Möglichkeit, eine allergische Erkrankung kausal zu behandeln und damit nachhaltig in den Griff zu bekommen. Neben der subkutanen Injektion stehen sublinguale Darreichungsformen (SLIT) für die selbstständige Einnahme durch die Patienten zur Verfügung. Doch viele Allergiker sind nachlässig und brechen die Behandlung frühzeitig ab. Eine groß angelegte retrospektive Kohortenstudie zeigt: Nur 1 von 3 Patienten hält die dreijährige Therapiedauer ein.1 Ein neuer Antibody Responder Test (ART) und ein Allergie-Immuntherapie-Pass des Allergie-Spezialisten ALK unterstützen nun das Patientenmanagement und fördern die Adhärenz bei Patienten bei Immuntherapie.
Laut WHO folgt nur die Hälfte aller Patienten mit einer chronischen Erkrankung den Therapieempfehlungen.2 „Schlechte Adhärenz ist bei allen Langzeitbehandlungen ein Problem“, bestätigt Prim. Dr. Peter Ostertag, Leiter der Abteilung für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde am Bezirkskrankenhaus Kufstein. Bei der allergen-spezifischen Immuntherapie (AIT) ist die Therapietreue der Patienten ebenso dramatisch: „Vergehen im Schnitt ohnehin schon 6-9 Jahre bis zur fachgerechten Diagnose, so nutzen alarmierend wenig die moderne und effektive Behandlungsoption einer allergen-spezifischen Immuntherapie. Wir wissen, dass zwei von zehn Patienten das Immuntherapie-Rezept ihres Arztes erst gar nicht einlösen. Von denen, die mit einer AIT beginnen, brechen viele die Therapie jedoch vorzeitig ab.“
Nur 1 von 3 AIT-Patienten ist therapietreu
Eine retrospektive Kohortenstudie untersuchte die Persistenz (regelmäßige Einnahme bzw. Verabreichung) und Adhärenz (Übereinstimmung des Patientenverhaltens mit der Arztempfehlung) der AIT über den Therapiezeitraum von drei Jahren. Dabei wurden Verordnungsdaten von über 4.500 deutschen Patienten mit einer Gräserpollen-Allergie analysiert.1 Das Ergebnis zeigte eine denkbar schlechte Adhärenz: Nur 30 (SLIT) bzw. 31 (SCIT) Prozent der Patienten hielten die dreijährige Behandlungsdauer ein. Die niedrigste Ausdauer wurde bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren festgestellt (19 bzw. 22%).
Während SCIT-Patienten vermehrt die Angst vor Injektionen und den Zeitaufwand als Grund für den vorzeitigen Therapieabbruch nennen – die Häufigkeit der Injektionen, die Dauer der Behandlung und die Fahrt zum Allergiezentrum sind vielen über die Zeit zu mühsam – finden SLIT-Patienten die tägliche Einnahme unbequem und bemängeln Nebenwirkungen.1,3 „Die häufigsten Nebenwirkungen von SLIT-Tabletten sind lokale orale Reaktionen, die zu Beginn der Behandlung auftreten können und meist in den ersten Tagen oder Wochen von allein wieder abklingen. Diese Reaktionen zeigen, dass das Immunsystem beginnt, eine Toleranz zu entwickeln“, erklärt Ostertag. Die niedrigeren SLIT-Abbruchraten im zweiten und dritten Behandlungsjahr lassen darauf schließen, dass Patienten, die bis zum Verschwinden der Nebenwirkungen an der Behandlung festhalten, eine höhere Behandlungsmotivation haben. Sie scheinen zu erkennen, dass das Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem Allergen entwickelt hat.
Konsequenz entscheidet über Therapieerfolg
Immuntherapie-Patienten fehlt es also vor allem zu Beginn am Glauben an die Wirksamkeit der Therapie und an der Information zur Bedeutung der anfänglichen lokalen Nebenwirkungen. „Es braucht Aufklärungsprogramme und überzeugende Argumente, dass die AIT funktioniert“, appelliert der HNO-Mediziner. „Patienten müssen verstehen, dass sich die Toleranz des Immunsystems über die Zeit entwickelt und es daher so wichtig ist, an der Behandlung dran zu bleiben. Die Therapieadhärenz ist für den Therapieerfolg von entscheidender Bedeutung.“ Laut aktueller Leitlinie ist die Verbesserung der AIT-Adhärenz eine der wichtigsten Aufgaben in der Zukunft, um eine kausale Wirksamkeit der Therapie zu gewährleisten.4
Als weltweit führender Anbieter von Produkten zur allergen-spezifischen Immuntherapie hat es sich ALK zur Aufgabe gemacht, Ärzte und Patienten umfassenden Service zu bieten. Neu ist ein Konzept zur Unterstützung des langfristigen Patientenmanagements, das die mangelnde verbessern soll. Das Angebot besteht aus zwei Teilen: Zum einen aus einem Web-basierten Antikörper Responder Test und zum anderen aus einem Patientenpass.
ART® macht Therapieerfolg nachvollziehbar
ART® (Antibody Responder Test) ist ein einfaches und leicht zugängliches sowie kostenloses Web-basiertes Instrument, das auf der Messung von spezifischem IgE und IgG4 basiert. Diese Daten werden mit wenigen weiteren anonymisierten Patientenangaben vor Therapiebeginn und mindestens nach vier Wochen danach auf der Online-Plattform www.artinallergy.at eingegeben. Mit einem Klick berechnet das System die individuelle immunologische Reaktion des Patienten auf die AIT. Ist der Wert hoch, kann der behandelnde Arzt seinen Patienten zeigen, dass ihr Körper auf die Immuntherapie anspricht und dass sie somit auf dem richtigen therapeutischen Weg sind. Für Patienten kann dies die entscheidende Motivation sein, die Medikation wie verordnet weiter einzunehmen. Ist der Wert allerdings niedrig, kann das ein Hinweis auf eine geringe Adhärenz sein. Beim Arzt-Patienten-Gespräch kann somit gezielt auf die Ursachen eingegangen und der Test zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden. Erst wenn sich das Testergebnis nicht bessert, kann die Diagnose unter Berücksichtigung des klinischen Ansprechens auf die Therapie überprüft werden.
Allergie-Immuntherapiepass unterstützt Verständnis für Behandlung
Unterstützend gibt es für Patienten den neuen „Allergie-Immuntherapiepass“. Hier werden im Unterschied zu herkömmlichen Allergiepässen nicht allein Kontrolltermine notiert und Symptome eingetragen, um die Veränderungen des Gesundheitszustandes mit dem Arzt besser besprechen zu können. Der Pass enthält auch alle wesentlichen Informationen rund um die tablettenbasierte Immuntherapie.
Referenzen
1 Jean-Pierre Allam, Jean-Pierre Allam, Jakob N. Andreasen, Janina Mette, Niels Serup-Hansen, Eike Gunther Wüstenberg. Comparison of allergy immunotherapy medication persistence with a sublingual immunotherapy tablet versus subcutaneous immunotherapy in Germany. J of Allergy and Clinical Immunology. May 2018Volume 141, Issue 5, Pages 1898–1901.e5
2 Sabate E. World Health Organization. Adherence to long-term therapies: evidence for action Geneva: WHO; 2003; 35(3):207
3 Musa F. et al. Compliance with allergen immunotherapy and factors affecting compliance among patients with respiratory allergies; Hum Vaccin Immunother. 2017 Mar; 13(3): 514–517
4 Leitlinie zur (allergen-)spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen; J Int 2014; 23: 298