AT: Kritik ohne Konsequenzen ist Verhöhnung

12. Mai 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

Wien (OTS) – Der eigentliche Skandal am kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der Volksanwaltschaft zu den Problemen in stationären Pflegeeinrichtungen liege im Fehlen von klaren und transparenten Vorgaben zu den Standards sowie von nachvollziehbaren Konsequenzen nach derartiger Kritik, meint Othmar Karas, Präsident des Hilfswerks Österreich. Und weiter: „Die publizierten Missstände finden sich teilweise seit Jahren in den Papieren der Volksanwaltschaft. Eine Institution kommt hier ihrer Kontrollpflicht nach und wenn der mediale Rummel um das Thema abgeklungen ist, geht die Politik zur Tagesordnung über, als wäre nichts gewesen“, meint Karas mit Verweis auf das alljährlich stattfindende „Schauspiel“.

Klare Standards und entsprechende Rahmenbedingungen sind gefragt

„Wenn die Politik Milliardenbeträge in die Hand nimmt, damit die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land ihren Lebensabend mit Lebensqualität und in Würde verbringen können, dann müssen sich diese – aber auch die Träger der Einrichtungen – darauf verlassen können, dass die Leistungserbringung transparenten und klar nachvollziehbaren Regeln unterliegt“, fordert Karas. Zentraler Erfolgsfaktor für eine sinnvolle Weiterentwicklung sind bundesweit einheitliche Qualitätsstandards, insbesondere beim Personalschlüssel. Denn die Anzahl der Pflegekräfte in Relation zu den Betreuten hat nicht nur Einfluss auf die Qualität, die beim Kunden ankommt, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals. „Solange es reicht, Anforderungen an die Personalausstattung von Pflegeeinrichtungen mit Formulierungen wie beispielsweise ,jederzeit genügend geeignetes Personal‘ gesetzlich festzulegen, darf man sich über beträchtliche Qualitätsunterschiede nicht wundern. Nach welchen Kriterien bei derart schwammigen Vorgaben überhaupt seriös kontrolliert werden kann, bleibt zu hinterfragen. Eine attraktive Arbeitssituation als Antwort auf den eklatanten Mangel an Fachkräften schafft man dadurch mit Sicherheit auch nicht“, so Karas.

Aufstockung der Finanzmittel ist dringend nötig

Der Anteil der Über-80-Jährigen wird sich von derzeit fünf Prozent der Bevölkerung auf rund sieben Prozent bis 2030 erhöhen. Gleichzeitig sinkt durch den demografisch bedingten Rückgang der Erwerbstätigen das Reservoir an Arbeitskräften mit ungewissen Auswirkungen auf die Zahl der künftig verfügbaren Betreuungs- und Pflegekräfte. Doch nicht nur der Wandel in der Altersstruktur wird in wenigen Jahren die Situation dramatisch verschärfen, auch bei der Finanzierung der Betreuung und Pflege besteht ein dringender Handlungsbedarf. Österreich investierte laut Eurostat für die Langzeitpflege etwa 1,5 Prozent seines BIP. Die in der jüngsten Vergangenheit immer wieder als Vorbild kolportierten Niederlande geben zum Vergleich rund 4,1 Prozent aus, die skandinavischen Länder zwischen 2,6 und 3,7 Prozent. „Die Erfolgsformel für ein nachhaltiges Pflegesystem in Österreich lautet daher, einheitliche und transparente Qualitätsstandards rasch umsetzen, Kontrollsysteme zu installieren bzw. zu harmonisieren und den tatsächlichen Finanzbedarf mit den zur Verfügung gestellten Budgetmitteln in Einklang bringen“, so Karas abschließend.

Das Hilfswerk ist der größte heimische Anbieter im Bereich der mobilen Pflege und betreibt im Burgenland sowie in Salzburg auch stationäre Pflegeeinrichtungen.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)