AT: Kontroversielle Diskussion trägt zur Verunsicherung der Frauen bei

12. Mai 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

Wien (OTS)Der „Erste Evaluationsbericht zum Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm“ wurde Anfang April der Öffentlichkeit vorgestellt. Anders als einzelne Wortmeldungen vermuten lassen, stellt der Bericht dem Programm insgesamt ein positives Zeugnis aus. Das macht deutlich, dass aus den Ergebnissen teils voreilige Schlüsse gezogen werden.

Unnötige Verunsicherung der Frauen

„Der Bericht bestätigt, dass das Programm Wirkung zeigt. Das äußert sich etwa in der verbesserten Qualität der Untersuchungen und in der Wirksamkeit des Erinnerungsbriefes“, so Mag.a Romana Ruda, Leiterin des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms. „Wir arbeiten laufend an der Weiterentwicklung des Programms. Der Bericht zeigt aus Sicht der Evaluierung auf, wo der Schuh drückt, und wir haben bereits die ersten Schritte gesetzt, um das aufgezeigte Optimierungspotenzial gemeinsam mit unseren Partnern zu analysieren. Gleichzeitig bestätigt der Bericht auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir scheuen uns nicht vor Kritik, aber angesichts der öffentlichen Kritik, die uns über die Medien erreicht, ersuchen wir ausdrücklich darum, die Kirche im Dorf zu lassen, und die betroffenen Frauen nicht unnötig zu verunsichern.“

Transparenz steht im Vordergrund

In das gleiche Horn bläst auch der Generaldirektor-Stellvertreter des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, Mag. Alexander Hagenauer: „Wir stehen nach wie vor hinter dem Programm, das als gemeinsame Initiative von Gesundheitsministerium, Sozialversicherung, Ländern und der Österreichischen Ärztekammer umgesetzt wurde. Die Koordinierungsstelle arbeitet intensiv daran, das gute Programm laufend zu verbessern. Aus diesem Grund wurde bei Programmstart festgelegt, bereits nach zwei Jahren einen ersten Evaluationsbericht vorzulegen; auch wenn das in anderen Ländern, wo es vergleichbare Screening-Programme gibt, deutlich anders gehandhabt wird. Wir wollten bewusst transparent agieren und nehmen die aus dem Bericht resultierenden Empfehlungen sehr ernst.“

Keine falschen Schlüsse

Beide sind sich darin einig, dass aus den Ergebnissen keine falschen Schlüsse gezogen werden dürfen. „Genügend Ergebnisse belegen, dass das Programm gut ist. Wer nur die Kritikpunkte herauspickt, macht nur einen Teil der Medaille sichtbar“, so Ruda. Als Beispiel nennt sie die selten erwähnte Tatsache, dass 54 Prozent der Frauen der Kernzielgruppe zwischen 2014 und 2015 eine Brustuntersuchung machen haben lassen.

Ein anderes Beispiel liefert die im Bericht enthaltene Empfehlung, die Information der Frauen voranzutreiben, komplexe Programminhalte noch verständlicher zu machen und eine informierte Entscheidung der Frauen zu unterstützen. „Zielgruppenspezifische Kommunikation ist eine große Herausforderung. Daran arbeiten wir seit dem Start laufend und intensiv“, so Ruda. Wie sich inzwischen gezeigt hat, mit Erfolg: Eine IFES Umfrage von Herbst 2016 weist den Programminhalten ‚breiteste Akzeptanz und Bekanntheit‘ aus. Hier wird deutlich, dass so mancher Vorwurf, den man uns macht, gar nicht mehr aktuell ist, weil sich der Bericht retrospektiv auf die ersten beiden Jahre bezieht. Uns ist deshalb wichtig, dass das Programm nicht unnötig diskreditiert wird, denn dadurch werden die Frauen verunsichert. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Vielmehr sollten alle Beteiligten neben den Verbesserungsmöglichkeiten auch die bisherigen Erfolge des Programms deutlich kommunizieren“, sagt Ruda abschließend.

Zielgruppenspezifische Aktivitäten

Den Erfolg der verschiedenen Aktivitäten bestätigt auch die programmleitende Medizinerin, Dr.in Marianne Bernhart, die auf vielen Veranstaltungen persönlich mit den Frauen spricht: „Unsere Informationsveranstaltungen sind auf die verschiedenen Bedürfnisse der Frauen ausgerichtet. Wir haben zuletzt beispielsweise intensiv in Migrantinnenvereinen informiert. Auch große Unternehmen fragen bei uns Vorträge an. Letztes Jahr waren wir mit unserer Österreich-Tour an verschiedenen Standorten in den Bundesländern präsent und immer wieder zeigt sich, dass die Frauen gerade diese Möglichkeit, sich zu informieren, gerne annehmen. Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und prüfen laufend neue Möglichkeiten der altersgruppenspezifischen Kommunikation mit den Frauen. Das Programm ist zweifellos besser als sein Ruf.“

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)