Erworbene Punktmutation im Gen JAK2 (JAK2V617F) bei Myeloproliferativen Neoplasien relevant
Dem neuen in „Blood“ veröffentlichten Ansatz hat das Protein CDK6 im Mausmodell einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der durch JAK2V617F hervorgerufenen MPN. „Wir konnten zeigen, dass sich die betroffenen Stammzellen ohne CDK6 weniger teilen und mehr in den Zelltod gehen. Als Folge verbessert das Fehlen von CDK6 die klinischen Symptome und verlängert das Überleben“, so Veronika Sexl von der Vetmeduni Vienna.
Bei MPN handelt es sich um eine Gruppe seltener, bösartiger Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu viele rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und/oder Blutplättchen gebildet werden. Ursache der MPN sind genetische Veränderungen der blutbildenden Zellen im Knochenmark, die im Laufe des Lebens zufällig, aufgrund bestimmter genetischer Veranlagungen oder durch Umwelteinflüsse erworben werden. Über 80 Prozent der Patienten weisen eine erworbene Punktmutation im Gen JAK2 (JAK2V617F) auf. Durch die Mutation ist das Zellteilung-regulierende JAK2 immer auf „an“ gestellt und die betroffene Zelle beginnt, sich ungebremst zu teilen – die Krankheit nimmt ihren Lauf.
Dennoch keine Heilung
Bisher werden MPN-Patienten mit Ruxolitinib, einem JAK2-Inhibitor, behandelt. Das lindert zwar die Symptome, bringt aber keine Heilung – denn der krankheitsauslösende Stammzell-Klon sitzt im Knochenmark und wird in der Regel nicht angegriffen. Das Risiko, nach Absetzten der Therapie wieder zu erkranken, bleibt bestehen, ebenso das Risiko in weiterer Folge an AML zu erkranken, eine Form von Leukämie.
Fehlt CDK6, kommt es zu einer deutlichen und dauerhaften Verbesserung der Symptome: die durch die Krankheit stark vergrößerte Milz reduziert sich wieder auf Normalgröße und der Verlauf der Krankheit wird verzögert. „CDK6 ist ein zentraler Signalknoten, der die Zellzykluskontrolle, die für die Entstehung von Entzündungen kritische Aktivierung des Proteins NF-B, die Apoptose – also den programmierten Zelltod – und die bösartige Stammzellfunktion verbindet. Unsere Arbeit zeigt, dass eine Feinabstimmung des CDK6-Spiegels diesen Wirkmechanismus beeinflusst und dadurch möglicherweise die Lebensqualität von MPN-Patienten verbessern kann“, sagt Robert Kralovics vom CeMM/Medizinische Universität Wien.