Schätzungsweise leiden 10 – 20% aller PatientInnen in Krankenhäusern an dementiellen Erkrankungen (1). Umgelegt auf die tirol kliniken bedeutet das pro Jahr rund 14.000 PatientInnen mit demenziellen Erkrankungen im stationären Bereich. Oft zeigen sich die Symptome erst bei einem Krankenhausaufenthalt und sind eine Nebendiagnose der somatischen Aufnahmediagnose. 40 – 60% der Aufnahmen erfolgen ungeplant. Eine ausreichende Vorbereitung auf die speziellen Bedürfnisse der PatientInnengruppe fehlt teilweise in den Abläufen des hektischen Krankenhausalltags. Diese stellen die medizinische Behandlung und pflegerische Betreuung jedoch vor besondere Herausforderungen.
Leitgedanken und häuserübergreifende Bausteine der Initiative
Die Initiative Demenz braucht Kompetenz hat das Ziel die Sensibilität und das Wissen um die Bedürfnisse dieser PatientInnengruppe zu erhöhen, die vorhandene Expertise und Kompetenz in unseren Krankenhäusern zu stärken und auszubauen und damit eine Entlastung aller Beteiligten im Krankenhausalltag zu erreichen. Dabei geben vier Leitgedanken Handlungsorientierung und eine gemeinsame Richtung vor. Um den regelmäßigen Austausch und Informationsfluss zu gewährleisten, wurde eine Organisations-/Kommunikationsstruktur über alle Unternehmensebenen etabliert. Neben zahlreichen Projekten und Maßnahmen in den einzelnen Häusern sind folgende tirol kliniken -weite Projekte und Maßnahmen wesentliche Bausteine der Initiative:
- Multiprofessionelles Schulungskonzept Demenz / Delir
- Kommunikationskonzept/-maßnahmen: Plakatkampagne, Broschüren, Intranetseite und Website www.demenz.tirol-kliniken.at, Auszeit-TV, …
- Memory-Netzwerk und Memory ExpertInnengruppe
- Rooming-in » Begleitung durch Ehrenamtliche
- Informationsbogen/Checkliste „Gut vorbereitet ins Krankenhaus“
- Bau –und BO-Planung
- Veranstaltungen (Organisation und Teilnahme) und Öffentlichkeitsarbeit / Netzwerke
Empfehlungen bzw. Erfahrungen der ersten vier Jahre
Der Auftrag durch die höchste Führungsebene, die klare Organisationsstruktur bzw. die geregelte Kommunikation haben sich bewährt. Es braucht „Kümmerer“, um die Nachhaltigkeit zu sichern und zu gewährleisten, dass die eingeleiteten Maßnahmen auch bei den PatientInnen ankommen. Der offenere Rahmen der Initiative statt einer Projektstruktur bietet die Möglichkeit Maßnahmen und Projekte flexibel aufzugreifen und zu fördern. 3000 MitarbeiterInnen werden bis Ende 2018 ein Angebot des Schulungskonzeptes in Anspruch genommen haben. Über 200 Memory Beauftragte und Memory Nurses gewährleisten die Umsetzung und Weiterentwicklung vor Ort. Das hohe Interesse und die überraschend hohe Unterstützung der Initiative ist nicht zuletzt auch auf die private Betroffenheit vieler MitarbeiterInnen zurückzuführen.
1 Frühwald, T. (2015). Menschen mit Demenz im Krankenhaus. In S. Höfler, T. Bengough, P. Winkler, R. Griebler (Hg.), Österreichischer Demenzbericht 2014 (S. 95-98). Wien: Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium.
Kricheldorff, C., & Hofmann, W. (2013). Demenz im Akutkrankenhaus. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 46, 196-197. Pinkert, C., & Holle, B. (2012). Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 45, 728-734.