Ärztekammer warnt vor gesundheitspolitischen Schlüssen ohne solide Datenbasis
Wien (OTS) – Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres warnt anlässlich der aktuellen „State of Health in the EU“-Berichte, die den Gesundheitszustand der Bevölkerung sowie wesentliche Risikofaktoren für die Gesundheit in Europa untersuchen, wegen der höchst unterschiedlichen Datenerhebungen „Äpfel mit Birnen zu vergleichen und die Länderdaten, die auf höchst unterschiedliche Weise erhoben werden, unreflektiert gegenüberzustellen“.
Besonders die Statistik zu den gesunden Lebensjahren, die als eine der Hauptkritikpunkte der Studienautoren geführt wird, basiert auf einfachen Umfragedaten – wobei den Umfrageteilnehmern die simple Frage gestellt wurde, ob sie seit zumindest einem halben Jahr durch ein gesundheitliches Problem bei Tätigkeiten des normalen Alltagslebens eingeschränkt seien. Hier liegt Österreich hinter Ländern wie Polen, Slowenien oder Tschechien gereiht, obwohl in diesen Staaten eine weit kürzere Lebenserwartung erhoben wurde. „Hier muss jeder selbst entscheiden, ob er subjektiven Befragungen oder objektiven Tatsachen glauben will. Zu viel Gewicht sollte man diesen Befragungsdaten jedenfalls nicht geben“, so Szekeres.
Die Probleme zeigten sich auch in anderen Bereichen. So würden die EU beziehungsweise die OECD beispielsweise die Ärztedichte in den verschiedenen Ländern komplett unterschiedlich berechnen. Während in Österreich Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung mit hineinberechnet würden, sei dies in anderen Ländern nicht der Fall. Ohne solide Datenlage seien daher Vergleiche zwischen den Gesundheitssystemen der 28 EU-Staaten nicht qualifiziert möglich. „Um solche Vergleiche anzustellen, muss man innereuropäisch auch ‚dieselbe Sprache‘ sprechen“, so Szekeres, der eindringlich davor warnt, „ohne valide Datenbasis gesundheitspolitische Schlüsse zu ziehen“.