AT: Gesundheitsminister Rauch: 4 Millionen Packungen Kaliumiodid-Tabletten beschafft

4. September 2022 | News Österreich | 0 Kommentare

50.000 Packungen als Nachbarschaftshilfe an die Ukraine gespendet

Das Gesundheitsministerium beschafft seit Anfang der 1990er Jahre Kaliumiodid-Tabletten für die kostenlose Abgabe bei einem schweren Nuklearunfall. Alle zehn Jahre werden diese Tabletten ausgetauscht. Der letzte Tausch hat heuer stattgefunden: 4 Millionen Packungen zu je 10 Stück Kaliumiodid-Tabletten wurden dazu neu gekauft. Österreich hat damit insgesamt rund 7,5 Millionen Packungen für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung. 50.000 Kaliumiodid-Packungen konnten diese Woche als Nachbarschaftshilfe an die Ukraine gespendet werden. Eine Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten wäre im Ernstfall nur bei einem schweren grenznahen Kernkraftwerksunfall in Österreich erforderlich. ****

Zusätzlich zu den neu beschafften 4 Millionen Packungen hat Österreich auch die heuer ausgetauschten Packungen zur Verfügung: Sie wurden nicht entsorgt, da ihre Qualität und Wirksamkeit weiterhin gegeben ist. Das Bundesamt für Sicherheit und Gesundheitswesen (BASG) untersucht dazu jedes Jahr die Kaliumiodid-Tabletten und gibt eine Einschätzung über die Weiterverwendung nach dem Arzneimittelgesetz ab. Erfahrungsgemäß bleiben Qualität und Wirksamkeit für viele Jahre erhalten. Diesmal handelt es sich um rund 3,5 Millionen Packungen, die weiterhin verwendet werden können.

Das Gesundheitsministerium hat damit in den Bundesländern die sogenannte „dezentrale Notfallversorgung“ aufgebaut: Die Kaliumiodid-Tabletten werden dabei in den Ländern (z.B. in Gemeindeämtern oder Feuerwehrhäusern) gelagert und können so im Anlassfall der Bevölkerung rasch zur Verfügung gestellt werden. Auch in Schulen und Apotheken sind die Tabletten flächendeckend verfügbar.

„Wir arbeiten mit Vorsicht und gleichzeitig ressourcenschonend: Österreich hat ausreichend Kaliumiodid-Tabletten zur Versorgung der gesamten Bevölkerung im Ernstfall zur Verfügung. Das Gesundheitsministerium stellt damit die Versorgung sicher. Durch die Verteilung in den Bundesländern, etwa an Apotheken, Schulen und Gemeindeämtern, können wir im Anlassfall rasch reagieren. Ich möchte aber betonen, dass die Verwendung nur im unwahrscheinlichen Fall eines schweren grenznahen Kernkraftwerksunfalls notwendig wäre. Auch bei einem schweren Unfall in der Ukraine wäre eine Einnahme der Tabletten in Österreich nicht nötig“, betont Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Kostenlose Tabletten in Apotheken für Zielgruppen

Kaliumiodid-Tabletten sollen nur nach ausdrücklicher Aufforderung der zuständigen Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten in Österreich ist eine Schutzmaßnahme, die nur bei schweren grenznahen Kernkraftwerksunfällen notwendig werden könnte und in diesem Fall nur in den am stärksten betroffenen österreichischen Gebieten. Sollte dies eintreffen, würden die Behörden die Bevölkerung rechtzeitig über das Sirenenwarnsystem und den ORF – insbesondere auch über den Zeitpunkt der Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten für Zielgruppen – informieren.

Betroffen wären im Ernstfall Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und alle bis 40 Jahren: Über 40-jährige sollten die Tabletten nicht einnehmen, da ab diesem Alter das Risiko von schweren Nebenwirkungen das Strahlenrisiko überwiegt. Auch Personen unter 40 Jahren sollten die Tabletten nur dann einnehmen, wenn die erwartete Schilddrüsendosis durch die Inhalation von radioaktivem Iod bestimmte Werte übersteigt (10 mGy für unter 18-Jährige, Schwangere und Stillende bzw. 100 mGy für Personen von 19 bis 40 Jahre). Diese Dosiswerte können nur bei einem schweren grenznahen Kernkraftwerksunfall auftreten. Wegen der großen Entfernung ist es ausgeschlossen, dass diese Dosiswerte bei einem schweren Kernkraftwerk-Unfall in der Ukraine erreicht werden.

Zielgruppen können die Tabletten zur Heimbevorratung kostenlos in Apotheken abholen. Jede öffentliche Apotheke erhält 2.000 Packungen, jede Anstaltsapotheke 700 Packungen. Von dort holen Schulen, Kindergärten und andere Kinderbetreuungseinrichtungen ihren jeweiligen Bedarf ab.

Spende von 50.000 Kaliumiodid-Packungen für die Ukraine

In die Ukraine hat Österreich in dieser Woche 50.000 Packungen geliefert. Gesundheitsminister Johannes Rauch sieht das „als Zeichen der Solidarität und Nachbarschaftshilfe.“. Sie wurden diese Woche aus Österreich abgeholt und sind aktuell auf dem Weg in die Ukraine. „Ich hoffe, sie werden auch dort nicht gebraucht werden“, sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Strahlenschutz/Kaliumiodid-Tabletten.html und auf der Seite des Klimaministeriums unter https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/strahlenschutz/meldungen/ukraine.html#keine-einnahme-von-kaliumiodid-tabletten-notwendig

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)