„wir sind diabetes“ – Dachorganisation der Diabetes Selbsthilfe Österreich stellt sieben Forderungen an die neue Bundesregierung und an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen
Wien (OTS/Wien) – Das neue Jahr hat zwei wichtige Änderungen im Gesundheitsbereich gebracht, die das Leben von Menschen mit Diabetes mellitus in den kommenden Monaten und Jahren spürbar beeinflussen werden: Wir haben eine neue Bundesregierung und einen neuen Gesundheitsminister, und wir haben eine veränderte Sozialversicherungslandschaft mit neuen Strukturen und zum Teil neuen Verantwortlichen. Was sich nicht geändert hat: Diabetes ist und bleibt eine der häufigsten, potenziell folgenschwersten und kostenintensivsten chronischen Erkrankungen. Es hat sich auch nichts daran geändert, dass alle Prognosen in die Richtung einer weiteren Zunahme der Diabeteserkrankungen weisen. Und es ist immer noch so, dass es in verschiedenen Bereichen der Diabetesversorgung erheblichen Verbesserungsbedarf gibt und dass Menschen mit Diabetes in diesem Land nach wie vor auf Stigmatisierung und Diskriminierung treffen.
Sieben Forderungen an die Verantwortlichen in der Politik und im Gesundheitswesen
Im Namen der Österreichischen Diabetes-Selbsthilfevereine, vor allem aber im Namen der bis zu 800.000 Menschen mit Diabetes in Österreich stellen wir an die Verantwortlichen in der Politik und im Gesundheitswesen folgende Forderungen:
- Wir fordern ein klares Bekenntnis zu bundesweit einheitlichen Versorgungsstandards für alle Menschen mit Diabetes in Österreich, ungeachtet von Wohnort und Versicherungszugehörigkeit.
- Wir fordern mehr Solidarität insbesondere mit Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. Dies beinhaltet insbesondere flächendeckende, öffentlich finanzierte Assistenzangebote für Familien von Kindern mit Typ-1-Diabetes in Krisensituationen, konkrete Maßnahmen gegen die Diskriminierung in pädagogischen Einrichtungen und die Ausweitung von öffentlich finanzierten Angeboten zur Förderung der Diabetes-Selbstmanagement-Kompetenz (z. B. Diabetes-Schulungscamps).
- Wir fordern die Weiterentwicklung und Ausweitung des Diabetes-Management-Programms „Therapie-Aktiv – Diabetes im Griff“ für Menschen mit Typ-2-Diabetes. In diesem Zusammenhang fordern wir die quantitative und qualitative Weiterentwicklung der Betreuungsstrukturen speziell im niedergelassenen Bereich und eine konkurrenzfähige Honorierung der Betreuungsleistungen für alle befassten Berufsgruppen. Weiters fordern wir den Aufbau eines strukturierten Betreuungsprogramms für Menschen mit Typ-1-Diabetes zur Prävention von Folgeerkrankungen.
- Wir fordern den Ausbau von niederschwelligen Diabetesschulungsangeboten und der notwendigen Beratung sowohl im Krankenhaus als auch im niedergelassenen Bereich durch qualifiziertes Beratungspersonal.
- Wir fordern die Versorgung mit technischen Hilfsmitteln und Heilbehelfen nach dem aktuellen Stand der Technik, angepasst an die individuellen Bedürfnisse nach entsprechender Befundung, und eine adäquate medizinisch/technische Schulung durch Fachpersonal.
- Wir fordern österreichweit einheitliche Richtlinien für die Vergabe bzw. Verlängerung von Lenkerberechtigungen für Menschen mit Diabetes.
- Wir fordern die Umsetzung der in der Österreichischen Diabetes-Strategie 2017 festgeschriebenen Ziele.
Diabetes mellitus und seine Begleit- und Folgeerkrankungen entwickeln sich zu einer der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme in diesem Jahrhundert. Wir werden dieses Problem mit Sicherheit nicht aussitzen können. Wir müssen heute alles daransetzen, das Gesundheitssystem, auf das wir so stolz sind, in Sachen Diabetes zukunftssicher zu machen. Dazu gehört, dass wir die unbestreitbar bestehenden Versorgungsdefizite nicht wegreden, sondern rasch und pragmatisch angehen. Wir müssen dazu in vielen Bereichen das Rad nicht neu erfinden. Die Handlungsempfehlungen, die in der Diabetes-Strategie 2017 niedergeschrieben sind, geben eine klare Richtung vor, wie wir einerseits die drohende „Diabetes-Krise“ bewältigen und andererseits die wachsende Zahl der Menschen mit Diabetes so betreuen können, wie es für eine solidarische Gesellschaft in einem Land wie Österreich selbstverständlich sein sollte.