Bildung ist Voraussetzung für selbstbestimmtes Konsumentenverhalten und nachhaltige Esskultur
Wien (OTS) – Der Bezug zu Lebensmitteln und deren Produktion ist in den vergangenen Jahren verloren gegangen – und mit ihm auch die Wertschätzung. Was dementsprechend oft vergessen wird: Die Produktion jedes einzelnen Lebensmittels benötigt Energie, Ressourcen und hat Auswirkungen auf unser Ökosystem. Am 10. Oktober diskutierten daher renommierte internationale und nationale Experten beim achten Symposium des forum. ernährung heute (f.eh) die aktuellen Herausforderungen und mögliche Lösungen für ein nachhaltiges Konsumverhalten. Sie waren sich dabei einig, dass es für eine nachhaltige Esskultur dringend mehr Bewusstseinsbildung und geeignete Rahmenbedingungen braucht, damit die Menschen nachhaltige Entscheidungen treffen können. Zur Veranstaltung im Novotel am Hauptbahnhof Wien kamen rund 130 Teilnehmer.
Heute geht es in der Ernährungsdebatte um weit mehr als nur um die Frage nach dem „gesunden“ Essen. Längst rücken die ökologischen Folgen der Nahrungsmittelherstellung in den Fokus der Klimawandeldiskussion. Denn rund ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks des Menschen ist auf die Ernährung zurückzuführen. „Wenn es um ökologischeres Essen geht, dann sieht das f.eh drei Stellschrauben: Erstens, die Produktion muss entlang der Wertschöpfungskette ökologischer werden. Zweitens müssen optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Konsumenten nachhaltige Kaufentscheidungen zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine ausreichende Information im Handel. Drittens braucht es eine Ernährungsbildung schon in der Schule sowie Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema Essen und Nahrungsmittel“, fordert die Geschäftsführerin des forum. ernährung heute (f.eh), Marlies Gruber.
„Konsumenten muss das richtige Rüstzeug an die Hand gegeben werden, um selbstbestimmt gute Entscheidungen treffen zu können. Dafür müssen allerdings die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Zudem braucht es eine Bewusstseinsbildung, um wieder mehr Bezug zu Lebensmitteln zu erlangen und nachhaltig essen zu lernen. Der Entfremdung zwischen Konsumenten und Lebensmittel ist jedenfalls entgegenzuwirken, denn mit einem höheren Bezug zum Produkt und zur Herstellung steigt auch die Wertschätzung.“ Das wäre wiederum ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Foodwaste, wie Marlies Gruber betont: „Die österreichischen Haushalte sind mit je ca. 19 Kilogramm der größte Verursacher von Lebensmittelabfällen. Das wäre bei rechtzeitigem Verzehr, ordnungsgemäßer Lagerung oder durch verbessertes Haushaltsmanagement weitgehend vermeidbar – und damit auch der Ressourcenverbrauch, der für die Produktion notwendig ist.“
In fünf Fachvorträgen und zwei Podiumsdiskussionen wurden daher ein detailliertes Bild der heutigen Ernährungskultur gezeichnet und mögliche Lösungsmodelle erörtert. Dazu zählen Einzelmaßnahmen wie eine verstärkte Ernährungsbildung in Schulen, aber auch gesamtgesellschaftliche und systemische Bemühungen. Beim Thema Fleisch kamen die Experten weitgehend überein, dass niemand zum Veganer werden müsse, Konsumenten aber weniger und dafür hochwertiges Fleisch essen sollten, das auch unter Beachtung möglichst hoher Tierwohlstandards produziert wurde. Für die dafür höheren Preise braucht es jedoch eine Sensibilisierung und eine grundlegende Wertschätzung von Lebensmitteln, so die Experten.
Alle weiteren Infos finden Sie in Kürze im Heft zur Veranstaltung.