AT: Evaluierung des Autismus-Zentrums Sonnenschein

16. Juni 2018 | News Österreich | 0 Kommentare

Das Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten hat das österreichweit erste Autismus-Zentrum für Kinder und deren Familien in Niederösterreich eingerichtet. Nach 3-jährigem Bestehen wurden nun der Neubau des Autismus-Zentrums am Eisberg in St. Pölten und die herausragenden Evaluierungsergebnisse präsentiert.

„Das Autismus-Zentrum ist ein österreichweites Leuchtturmprojekt und einzigartig in Österreich. Durch diese Exzellenz-Einrichtung haben wir bis heute sichergestellt, dass 112 autistische Kinder und deren Familien bestmöglich behandelt wurden und dies kostenlos und in höchster Qualität. Das beweist auch die externe Evaluierung, die dem Autismus-Zentrum Bestnoten ausstellt. Uns ist es wichtig, den Kindern durch die Therapie eine chancenreiche Zukunft zu ermöglichen. Deshalb stehen wir mit rund 480.000 Euro jährlich dem Autismus-Zentrum und den Kindern zur Seite und sichern die Finanzierung und den Ausbau des Betriebs auch weiterhin. Ich bin überzeugt, dass das Autismus-Zentrum auch in anderen Bundesländern Schule machen wird“, betont NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin Eichtinger.

„Das Autismuszentrum im Ambulatorium Sonnenschein ist einzigartig in Österreich und gleichzeitig der Beweis für Innovationsfreude und die erfolgreiche regionale Zusammenarbeit in Niederösterreich“, sagt der Generaldirektor der NÖ Gebietskrankenkasse, Mag. Jan Pazourek. „Die NÖGKK und das Land Niederösterreich haben mit diesem Vorzeigeprojekt anschaulich bewiesen, welche qualitätsvollen Projekte regionale Kooperationen hervorbringen können. Und welche einzigartigen Ergebnisse für unsere Kinder und Familien möglich sind. Durchdachte Lösungen für die Region kommen direkt den betroffenen Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung zugute“, erklärt Pazourek, der dem Land für „die langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit“ seinen Dank ausspricht.

Der NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) und die NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK) finanzieren das Autismus-Zentrum je zur Hälfte jährlich mit insgesamt bis zu 960.000 Euro. Daher müssen die Patienten bzw. deren Angehörigen keine Kosten tragen. Die Anmeldung erfolgt durch die Erziehungsberechtigten nach ärztlicher Zuweisung.

Evaluierungsergebnisse und Neubau des Autismus-Zentrums am Eisberg in St. Pölten

„Das Leben mit einem autistischen Kind ist herausfordernd, aber auch sehr bereichernd. Das Autismus-Zentrum bietet professionelle Hilfe für Familien, gebündelt unter einem Dach. Die Evaluationsergebnisse sind für uns zugleich Bestätigung und Motivation für unsere Arbeit. Mit dem Neubau des Autismus-Zentrums am Eisberg in St. Pölten werden wir noch bessere Therapiebedingungen für die Kinder und ihre Familien schaffen. Der Baubeginn ist für Sommer 2018 geplant. Wir hoffen mit Anfang 2019 unsere kleinen Patienten im neuen Haus zu begrüßen“, freut sich Prim. Dr. Sonja Gobara, ärztliche Leiterin im Autismus-Zentrum.

Seit dem Projektstart vor 3 Jahren wurden 112 Kinder im Autismus-Zentrum individuell therapiert. Für eine optimale Behandlung werden die Kinder und deren Familien über zwei bis drei Jahre, zwei bis drei Mal wöchentlich ambulant betreut und therapiert. Die Therapien finden aufsuchend zu Hause sowie ambulant im Autismus-Zentrum statt. Ein multiprofessionelles Team bestehend aus Ärzte, Psychologen, Logopäden, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Sonderheilpädagogen sichert mittels Einzel- und Gruppentherapie, mobiler Betreuung sowie Elternberatung eine umfassende autismusspezifische Diagnose, Beratung und Therapie.

Alle Eltern sahen nach 1 Jahr Therapie positive Veränderungen

An der externen Evaluation des 3jährigen Pilot-Projektes im Zeitraum März 2016 bis März 2018 nahmen 43 Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren und deren Familien teil.

Die Evaluierung bestätigte eine hohe Qualität in der Therapie und Betreuung der Patienten und deren Familien. Bereits nach einem halben Jahr konnte das Therapieziel bei rund 70 Prozent der Kinder vollständig erreicht werden. Alle Eltern sahen nach einem Jahr Therapie positive Veränderungen bei ihren Kindern. Z.B. Reagiert das Kind auf den Namen, gibt zu verstehen, wenn es etwas möchte, zeigt vermehrt Gesichtsausdrücke, spielt öfters mit anderen Kindern. Die Eltern lobten den Behandlungsablauf und die Betreuung durch das Team des Autismus-Zentrums. Zudem erhielten 207 Pädagogen eine kostenfreie Ausbildung zum Thema Autismus.

Autismus

In Österreich gehen Studien davon aus, dass rund 1 Prozent der Bevölkerung bzw. rund 48.500 Kinder von Autismusspektrumstörungen betroffen sind, viermal mehr Buben als Mädchen. Autismus ist eine tiefgreifende angeborene und unheilbare Entwicklungsstörung des Gehirns, die sich in den ersten Lebensjahren zeigt. Sie äußert sich vor allem durch eine Beeinträchtigung der Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Als Begleiterscheinungen treten oftmals motorische, affektive und kognitive Störungen auf. Auf Grund der verschiedenen Ausprägungen werden mehrere Formen von Autismus unterschieden, z.B. frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)