(Klagenfurt, am 02.10.2017) – Wie können Menschen mit Beatmung in Österreich adäquat zu Hause versorgt und gepflegt werden? Betroffene und Angehörige werden nach der Entlassung im Krankenhaus oftmals alleine gelassen und ein bittere Kampf durch den Behördendschungel beginnt. Es gibt für diese, beatmungspflichtige Patienten, keine festen Strukturen in Österreich sowie keine einheitliche Lösung, wie die Kosten für eine Intensiv-Pflege zu Hause gedeckt werden. Die Pflege von Profis ist bei diesen Patienten das A und O, ein Fehler bzw. der Ausfall eines Beatmungsgerätes führt nach nur 1 ½ Minuten unausweichlich zum Tod. Wer ist für die Finanzierung einer adäquaten Pflege zu Hause zuständig? die Länder? Der Bund? Die Gebietskörperschaften?
Diesen Fragen und mehr widmete sich erstmals in Österreich DAS „Forum zu hause beatmet 2017“ in Velden am Wörthersee, das langfristig auch eine Plattforum für beatmungspflichtige Patienten und deren Angehörigen schaffen will.
In Österreich leben rund 400 Menschen mit invasiver Beatmung zu Hause. Hochkarätige ExpertInnen aus der Praxis beleuchteten die Thematik im Rahmen des „Forums zu hause beatmet“ von unterschiedlichen Perspektiven.
Forum zu hause beatmet 2017; Günter Stratznig und Michael Tesar (v.l.). Foto: CURAplus. ©NikolausNeureiter
Betroffene wie Mag. Wolfgang Illek (Querschnittsgelähmt und Botschafter für wings for life) oder Günter Stratznig (Betroffener aus Salzburg) hielten Vorträge über ihre Beeinträchtigung. Günter Stratzing gab mit dem Vortrag „Mein Leben mit Beatmung (Zwerchfellschrittmacher)“ wertvolle Einblicke in seinen Alltag.
Forum zu hause beatmet 2017; Ernest Pichlbauer – Gesundheitsökonom in Österreich und Experte des Forums. Foto: CURAplus. ©NikolausNeureiter
Gesundheitsökonom Dr. Ernest Pichlbauer zeigte deutlich die Willkür der Politik und des gesamten Gesundheitssystems in Österreich auf. Er beschreibt die Sachlage als „gesundheitspolitischen Wahnsinn“.
„Es ist eine Schnittstellenproblematik: Die Pflege beatmeter Menschen, fällt genau in eine solche. Bund-Land? Soziales-Gesundheit? Länder-Kassen? Durch diese unscharfe Zuständigkeit lässt man, trotz gesetzlichem Anspruch, einen Nichtanspruch entstehen.“ berichtete Ernest Pichlbauer am Forum.
Christoph Jaschke (GF Heimbeatmungsservice Brambing Jaschke GmbH) setzt sich für beatmungspflichtige Menschen seit 20 Jahren in Deutschland ein, unter dem Titel „Drunter geht’s nicht!!! Das braucht die außerklinische Intensivpflege“ gab er sein Fachwissen weiter.
„Viele Agenturen „bescheißen“, versorgen die Patienten nicht ausreichend und die Politik schaut zu“ so Jaschke am Kongress. „Man muss Krach machen, laut sein, sich für die Rechte dieser Menschen einsetzen. Derzeit wird nicht mit den Menschen, mit den Patienten, gesprochen, sondern nur über diese Menschen. Sie werden als Hochkostenfälle abgestempelt. Die Angehörigen befinden sich oft am Rande der Erschöpfung. Doch keiner fasst dieses Thema ernsthaft an.“ berichtet Jaschke weiteres über Praxis.
Behindertenanwältin des Landes Kärnten Mag. Isabella Scheiflinger und Michael Tesar (GF CURAplus und Veranstalter des Forums) unisono: „In Art. 19 UN-Behindertenrechtskonvention ist die Wahl des Unterbringungsortes ein Recht der Betroffenen. Österreich muss Möglichkeiten schaffen, um eine Versorgung zu Hause zu gewährleisten. Mit der Ratifizierung der UN-BHRK hat man sich dazu verpflichtet.“
Nikolaus Bader, Sozialarbeiter der BGU Murnau, wies darauf hin, dass die Qualität der Pflegedienste stark variiere und Österreich Jahre hinten ist: „Wir haben immer wieder das Problem, dass wir Österreicher nicht aufnehmen können, da es keine geregelte Finanzierung und professionelle Pflege zu Hause gibt.“ Anmerkung: In Österreich gibt es derzeit keine Möglichkeit, Menschen mit Beatmung einer Reha zuzuführen.