AT: Die österreichischen Kinderschutzzentren begrüßen die neue Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend

20. Dezember 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

Der Kinderschutz in Österreich braucht Ihre Kraft!

DIE ÖSTERREICHISCHEN KINDERSCHUTZZENTREN begrüßen Frau Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß in ihrer neuen Funktion als Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend und erhoffen sich in der neuen Bundesministerin eine starke Fürsprecherin für die Themen des Kinderschutzes in Österreich zu finden:

„Der Kinderschutz in Österreich braucht Ihre Kraft“, appelliert Dr.in Adele Lassenberger, Vorsitzende des Bundesverbandes Österreichischer Kinderschutzzentren an die neue Ministerin:

Gewalt in der Erziehung

Seit 1989 ist Gewalt in der Erziehung in Österreich gesetzlich verboten – das Gewaltverbot wirkt und trägt zu einer Abnahme der Gewalt bei. Dennoch gibt es die „g’sunde Watsch’n“ immer noch. Sie wird zwar seltener als Mittel zur Erziehung eingesetzt, jedoch geschieht sie heute vor allem aus Überforderung und in Belastungssituationen der Familie.

Die Österreichischen Kinderschutzzentren sehen daher dringenden Bedarf an mehr kostenlosen Angeboten für Eltern, die Unterstützung suchen, mehr präventiven Angeboten für Familien mit erhöhtem Misshandlungs-Risiko (z.B. Mehrkindfamilien, Alleinerziehende), Bewusstseinsbildung über die schädigenden Auswirkungen auch leichter Gewaltformen wie der „g’sunden Watsch‘n“ und vor allem über die massiven Auswirkungen psychischer Gewalt sowie einer Stärkung der Kinderrechte.

Sexualisierte Gewalt

Ungefähr jedes 10. Kind ist von sexualisierter Gewalt betroffen. Nur 1 von 10 der betroffenen Kinder schafft es, sich jemandem anzuvertrauen und sich Hilfe zu holen. Hier braucht es dringend einen Ausbau präventiver und therapeutischer Angebote.Die Österreichischen Kinderschutzzentren versuchen über unterschiedliche Präventionsangebote den Zugang zur Hilfe für betroffene Kinder zu erleichtern, unterstützen bei der Verdachtsabklärung und begleiten betroffene Kinder therapeutisch. Viele Kinderschutzzentren bieten zudem psychosoziale Prozessbegleitung im Falle einer Anzeige an.

Häusliche Gewalt

50% der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen haben Kinder. Gewaltschutz ist in Österreich zwar ein Erfolgsmodell, es fehlen jedoch ausreichend kinderspezifische Angebote und die dafür erforderlichen Schnittstellenkonzepte, damit es nicht dem Zufall überlassen bleibt, ob ein Kind mit diesem Erleben adäquate Hilfe bekommt. Die Österreichischen Kinderschutzzentren betonen die Wichtigkeit der finanziellen Absicherung und des Ausbaus solcher kinderspezifischer Angebote.

„Die Österreichischen Kinderschutzzentren begleiten von Gewalt betroffene Kinder seit mehr als 30 Jahren. Mit insgesamt ca. 200 MitarbeiterInnen betreuen die knapp 30 Zentren jährlich über 10.000 minderjährige Gewalt- und Missbrauchsopfer und deren Bezugspersonen – das entspricht etwa 65.000 Beratungs- und Therapiestunden im Jahr. Der eigentliche Bedarf ist deutlich höher“, erklärt Lassenberger.

Von Gewalt betroffene Kinder benötigen Hilfe und Schutz auf vielen Ebenen sowie langfristige Therapieangebote, um das Erlebte gut zu verarbeiten können. Vor diesem Hintergrund sehen die Österreichischen Kinderschutzzentren die ersten Formulierungen im neuen Regierungsprogramm zum Kinderschutz „Ausbau des Kinderschutzes: Straffung der Kompetenzen und Zuständigkeiten, Förderung des Kindeswohls“ mit gemischten Gefühlen und hoffen in der neuen Bundesministerin eine kraftvolle Partnerin im Sinne des Kinderschutzes zu finden.

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)