Fachexperten diskutierten unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung in der gesundheitlichen und sozialen Versorgung im Plenum mit Staatssekretärin Muna Duzdar.
Wien (OTS) – Vom Fitness-Tracker bis Big Data – angesichts demographischer Herausforderungen und wachsender Ausgaben bietet der digitale Wandel der gesundheitlichen und sozialen Versorgung verlockende Möglichkeiten. Doch wie viel Technik ist noch „gesund“? Wo liegt die Grenze zwischen realistischen Einsatzmöglichkeiten und Science fiction? Welche Auswirkungen disruptive Technologien auf unsere Arbeitsprozesse und die Qualität unserer Leistungen haben, galt es im Rahmen der Workshops zu eruieren.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag von Clemens Rissbacher, dem Landeszielsteuerungs-Koordinator des Tiroler Gesundheitsfonds. „Durch nicht optimale medikamentöse Einstellung, zu späte Erkennung von relevanten Symptomen und fehlender medizinischer und pflegerischer Intervention beträgt die Wiederaufnahmerate in Krankenhäusern nach einer Herzinsuffizienzbehandlung innerhalb von 6 Monaten rund 50%. Durch innovative technische Lösungen mittels Telegesundheit und neuen Organisationsformen könnte die Wiederaufnahmerate um 50% reduziert werden. Tirol hat sich deshalb entschieden, Gesundheit neu zu denken und startet die ‚Regelversorgung Telegesundheit Tirol‘ am 1. Juli 2017“, erklärt Rissbacher.
In den nachfolgenden drei Arbeitskreisen wurden unter der Leitung des Institutsdirektors des Hauses der Barmherzigkeit Christoph Gisinger, General Manager von AbbVie Ingo Raimon, und Chefarzt-Stellvertreterin der Pensionsversicherungsanstalt Ursula Graninger die Auswirkungen der Digitalisierung der gesundheitlichen und sozialen Versorgung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.
Christoph Gisinger legte den Fokus auf die Technik im Bereich der Langzeitbetreuung. „Das Haus der Barmherzigkeit ist selbst Partner bei zwei von der EU geförderten, großen internationalen Projekten und hatte Gelegenheit, hier praktische Erfahrungen zu sammeln“ erläutert er den Einsatz des Service-Roboters „Henry“, relativiert aber gleichzeitig: „Im täglichen Pflegealltag zeigt sich, dass die Funktionalität dieser Assistenzssysteme sehr rasch an ihre Grenzen stößt.“ Gisinger stellt klar: „Selbst wenn funktionierende Pflegeroboter gebaut werden könnten, sie werden niemals die menschliche Zuwendung und den fürsorglichen Umgang einer Pflegeperson ersetzen können.“
Das Augenmerk auf die Versorgung chronischer PatientInnen in einem digitalisierten Umfeld legte Ingo Raimon mit seinem Arbeitskreis:
„Die Anforderungen an die Versorgung der Patienten befinden sich im Wandel. Die Menschen werden älter und gleichzeitig nehmen chronische Erkrankungen zu. Das heimische Gesundheitssystem ist jedoch auf die Reparaturmedizin ausgelegt, wodurch Strukturen für die Betreuung chronisch Kranker fehlen. In diesem Zusammenhang gewinnen Digitale Tools immer mehr an Bedeutung. Denn sie helfen entscheidend Erkrankungen zu managen, Arztbesuche und Spitalsaufenthalte effizient zu gestalten und sparen Zeit beim Monitoring & der Protokollierung. So wird der Einsatz digitaler Systeme auch zur administrativen Entlastung der Gesundheitsberufe beitragen können. Das spart Zeit und somit auch Geld und entlastet das immer stärker unter Druck geratene Gesundheitssystem“.
Die dritte Expertengruppe beleuchtete die Auswirkungen der Digitalisierung auf die zentralen Sozialversicherungsbereiche Krankenversicherung, Pflege und Pensionen. Systeme wie ELGA wurden einer kritischen Betrachtung unterzogen, ebenso durfte das heikle Spannungsfeld zwischen maßgeschneiderter individueller Versorgung und dem gläsernen Menschen in der Zeit eines restriktiven Datenschutzes nicht außer Acht gelassen werden.
Im Anschluss an die Arbeitskreise wurden die dort gewonnenen Ergebnisse im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Staatssekretärin Muna Duzdar besprochen. Die für Digitalisierung zuständige Staatssekretärin hob in ihrem Referat die Bedeutung, aber auch die mit einer zunehmenden Digitalisierung verbundenen Risiken hervor. „Gerade im Gesundheitsbereich stehen wir vor einem großen Wandel. Neue Technologien können wichtige Dienste leisten. Sie unterstützen bei Prävention, Information und Kommunikation. Und wir müssen dafür sorgen, dass wir diesen Wandel zum Wohle aller gestalten und ihn nicht über uns hereinbrechen lassen. Daher hat die Bundesregierung die digitale Strategie für die kommenden Jahre entwickelt, in der 150 konkrete Maßnahmen aufgeführt sind. Für den Gesundheitsbereich ist etwa die Konzeption eines elektronischen Impfpasses und Mutter-Kind-Passes, aber auch die Erarbeitung von Rahmenbedingungen für elektronische Gesundheitsservices vorgesehen. Und auch die Nutzung von Assistenzsystemen zur Unterstützung älterer Menschen. Klar muss aber auch sein, dass es der Mensch ist, der denkt, während die Maschine lenkt.“
Der rege Austausch der Teilnehmer setzte sich bis zum Ausklang der Veranstaltung bei geselligem Beisammensein und einem für das leibliche Wohl sorgenden Buffet fort.
Über AbbVie
AbbVie (NYSE:ABBV) ist ein globales, forschendes BioPharma-Unternehmen. Die Mission von AbbVie ist es, mit seiner Expertise, seinem einzigartigen Innovationsansatz und seinen engagierten Mitarbeitern neuartige Therapien für einige der komplexesten und schwerwiegendsten Krankheiten der Welt zu entwickeln und bereitzustellen. Zusammen mit seiner hundertprozentigen Tochtergesellschaft Pharmacyclics beschäftigt AbbVie weltweit rund 29.000 Mitarbeiter und vertreibt Medikamente in mehr als 170 Ländern. In Österreich ist AbbVie in Wien vertreten und beschäftigt rund 140 Mitarbeiter. Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie unter www.abbvie.at . Folgen Sie @abbVie auf Twitter oder besuchen Sie unsere Karriereseite auf Facebook oder LinkedIn.
Über die „Haus der Barmherzigkeit“-Gruppe
Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit bietet seit 140 Jahren schwer pflegebedürftigen Menschen eine Langzeit-Betreuung mit mehr Lebensqualität. In fünf Pflegekrankenhäusern bzw. -heimen sowie vierzehn Wohngemeinschaften in Wien und Niederösterreich leben rund 1.300 geriatrische und jüngere KlientInnen mit mehrfachen Behinderungen. Neben der bestmöglichen medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Versorgung wird besonderer Wert auf einen selbstbestimmten und abwechslungsreichen Alltag gelegt.