AT: Blutgefäße leiden schon in der Jugend

21. Oktober 2021 | News Österreich | 0 Kommentare

Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall wie Blut- und Leberfettwerte führen bei Tiroler Jugendlichen zu einer Zunahme von frühen krankhaften Gefäßwandveränderungen. Dies hat eine repräsentative Studie an Tiroler und Südtiroler Jugendlichen ergeben. Eine aktuelle Veröffentlichung des Forschungszentrums VASCage und der Medizinischen Universität Innsbruck kommt zu dem Schluss, dass Vorsorge nicht nur bei Hochrisiko-Jugendlichen wichtig wäre.

(Innsbruck, 21.10.2021) WissenschaftlerInnen des Forschungszentrums VASCage und der Medizinischen Universität Innsbruck haben die junge Durchschnittsbevölkerung mit einer großangelegten Studie zur Gefäßgesundheit untersucht. Sie wollten herausfinden, ob gesunde Heranwachsende bereits gefährdet sind und welche Risikofaktoren die Hauptrolle spielen. Dabei sind sie auf überraschende Ergebnisse gestoßen: Vor allem Blutfette wie das Cholesterin und Leberfettwerte führten bereits im jugendlichen Alter zu einer messbaren Zunahme von frühen krankhaften Gefäßwandveränderungen, obwohl abnormal hohe Werte für diese Risikofaktoren selten waren. Die Arbeit wurde kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht.

Im Rahmen der EVA (Early VascularAgeing)-Tyrol Studie waren rund 1000 Jugendliche im Alter von etwa 16 Jahren untersucht worden, sowohl Schüler und Schülerinnen als auch Lehrlinge. Sie wurden nach ihrem Lebensstil befragt und ihnen wurde Blut abgenommen. Vor allem aber beobachteten die ForscherInnen zwei Jahre lang, wie sich der Zustand der Blutgefäße bei den jungen Leuten veränderte. „Dazu haben wir hochaufgelöste Ultraschallbilder der Halsschlagadern gemacht. Man setzt den Ultraschallkopf außen am Hals an und kann so kleinste Veränderungen der Gefäßwand sichtbar machen. Wir haben die Dicke der inneren Gefäßwandschichten gemessen. Wenn diese dicker werden, kann das auf ein höheres Risiko für spätere Herzkreislauferkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt hindeuten“, beschreibt VASCage-Forscherin Sophia Kiechl die Vorgehensweise.

Anschließend hat das Team um Raimund Pechlaner und Michael Knoflach von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck eine aufwändige statistische Analyse der Daten durchgeführt. Raimund Pechlaner fasst die Ergebnisse zusammen: „Mehrere der Risikofaktoren, die bei Erwachsenen zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen, waren schon bei den untersuchten Teenagern mit zunehmenden Gefäßwandveränderungen verbunden. Das gilt insbesondere für das bei Erwachsenen auch besonders relevante Cholesterin. Aber wir haben auch ein Enzym des Leberfettstoffwechsels, die Alanin-Transaminase, als wichtigen Risikofaktor für Jugendliche erkannt. Das bedeutet, dass auch junge, gesunde Menschen davon profitieren, wenn sie ihre Risikofaktoren kontrollieren lassen und durch einen gesunden Lebensstil möglichst optimal einstellen.“

Das Forschungszentrum für Gefäßalterung und Schlaganfall VASCage führt die wissenschaftlichen Untersuchungen in der aktuellen Studie EVA4YOU fort und weitet sie aus. „So hoffen wir den Zusammenhang zwischen Lebensstil, Stoffwechsel und Gefäßalterung noch besser zu verstehen“, sagt Sophia Kiechl.

Autor:in

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)