AT: B.1.1.7-Variante erhöht Mortalitätsrisiko

16. März 2021 | Covid19, News Österreich | 0 Kommentare

Im British Medical Journal wurden die Ergebnisse einer Matched-Pair-Studie publiziert (BMJ 2021; 372:n579; http://dx.doi.org/10.1136/bmj.n579), die erstmals das Mortalitätsrisiko von Patientinnen und Patienten, die positiv auf die SARS-COV-2-Variante VOC-202012/1 (auch B.1.1.7) getestet wurden, im Vergleich zu anderen, bereits zuvor zirkulierenden SARS-COV-2-Varianten berichtet. B.1.1.7. wird auch als „britische Mutation“ bezeichnet, weil die Variante im Oktober 2020 erstmals in Südengland identifiziert wurde und sich in der Folge rasch via London über das gesamte Königreich ausbreitete. Bis Ende Dezember 2020 waren drei Viertel aller Infektionen in Großbritannien auf VOC-202012/1 zurückzuführen. Auch in Europa, inklusive Österreich, breitet sich diese Variante aufgrund ihrer höheren Infektiosität derzeit rasch aus.

Für die Studie wurden 54.906 Probanden-Paare – gematcht nach Alter, Geschlecht, Region, ethischer Zugehörigkeit, und sozio-ökonomischen Aspekten – verglichen. Alle Probandinnen und Probanden sind zwischen Oktober 2020 und 29. Jänner 2021 positiv auf das SARS-COV-2 getestet worden. Bei jeweils einem Teilnehmer bzw. einer Teilnehmerin des verglichenen Paares wurde die VOC-202012/1-Variante nachgewiesen. Ziel war es, herauszufinden, ob sich innerhalb von 28 Tagen ab dem positiven Testergebnis ein Unterschied in der Mortalitätsrate zeigt.

Insgesamt verstarben über den Beobachtungszeitraum 367 der 109.812 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Im VOC-202012/1-Arm lag der Anteil mit 227 Verstorbenen (61,7 Prozent der Verstorbenen) signifikant höher als im Vergleichsarm mit 141* (38,3 Prozent). Dies bedeutet insgesamt einen Anstieg der Todesfälle von 2,5 auf 4,1 pro 1.000 nachgewiesener Fälle.

In der VOC-202012/1-Kohorte waren die Verstorbenen durchschnittlich älter (Mittelwert 66,9 vs. 46,3 Jahre), der Anteil der Männer war höher. Das Mortalitätsrisiko im Zusammenhang mit einer Infektion mit VOC-202012/1 war somit im Vergleich zur Infektion mit zuvor zirkulierenden Varianten um 64 Prozent höher: Hazard Ratio: 1,64 (95% Konfidenzintervall 1,32 bis 2,04; p<0,001).

In den ersten 14 Tagen der Erkrankung wurden keine signifikanten Unterschiede in der Sterberate zwischen den Gruppen gefunden. Erst nach der zweiten Krankheitswoche entfernten sich die Überlebenskurven voneinander und die Sterberate zwischen dem 15. und 28 Tag war um das 1,7 bis 3,5 fache höher bei Infektionen mit B.1.1.7 verglichen mit anderen Virusvarianten.

Die untersuchte VOC-202012/1-Variante scheint also nicht nur ansteckender zu sein als das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus, sondern auch mit einem höheren Mortalitätsrisiko verbunden. Es sei daher zu erwarten, so die Schlussfolgerung der Studienautoren um Robert Challen, dass die Zahl der Patientinnen und Patienten mit einem schweren Verlauf, der einen Krankenhausaufenthalt erfordert, steigen werde.

* 367 insgesamt gesamt Verstorbenen und 227 bzw. 141 in den beiden Armen werden so in der Originalarbeit angegeben.

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