AT: Augenentzündung Trachom drastisch reduziert

24. Oktober 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

Schwerpunktaktion in Projektregionen von Menschen für Menschen zeigt Wirkung

Wien/Kachisi, Äthiopien (OTS) – Fünf Jahre dauerte die Schwerpunktaktion der Hilfsorganisation Menschen für Menschen zur Bekämpfung von Trachom, einer heimtückischen Augeninfektion, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Durchgeführt wurde die umfassende Kampagne in zwei Projektregionen, in denen 2011 mehr als die Hälfte der Kinder unter zehn Jahren von der gefährlichen Augenentzündung betroffen waren. Nun wurde die Wirkung der Maßnahmen untersucht, mit einem eindrucksvollen Ergebnis: Die Zahl der unter Zehnjährigen, die von Trachom betroffen sind, ist drastisch gesunken. In der Projektregion Ginde Beret von ursprünglich 62% auf 6,2% und in Abune Ginde Beret von ursprünglich 50% auf 3,2%. Eine immense Verbesserung und somit ein großer Erfolg auf dem Weg zur dauerhaften Bekämpfung von Trachom.

Schwerpunktaktion für über 210.000 Menschen

Im Rahmen der Schwerpunktaktion, die im Mai 2012 gestartet wurde, wurden jährlich im Schnitt über 210.000 Menschen mit entzündungshemmenden Mitteln versorgt. Eine logistische Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, denn die beiden Projektregionen sind gemeinsam nicht nur so groß wie Vorarlberg, die entlegenen Dörfer sind großteils auch nur zu Fuß erreichbar. Die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sowie augenlichtrettende Operationen am Augenlid im letzten Stadium der Krankheit sind jedoch nur zwei Komponenten, um die Krankheit langfristig zu besiegen

Unverzichtbar: Sauberes Wasser und Hygiene

Damit Trachom und die schwerwiegenden Folgen in einer Region endgültig der Vergangenheit angehören, müssen in erster Linie die Hygienestandards verbessert werden. Besonders wichtig sind hierfür die Errichtung von Latrinen und der Zugang zu sauberem Wasser. Beides Maßnahmen, die Menschen für Menschen im Rahmen des umfassenden Ansatzes in den Projektregionen durchführt. Nur durch die konsequente Einbeziehung und Umsetzung von Maßnahmen, die langfristig den Zugang zu sauberem Trinkwasser sichern sowie die Hygienestandards verbessern, ist es möglich, Trachom sicher vorzubeugen.

Better S.A.F.E. than sorry

Menschen für Menschen folgte in der Umsetzung demnach auch der sogenannten S.A.F.E.-Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in der die einzelnen Komponenten zusammengefasst sind:

Surgery: Eine Operation am Augenlid und die letzte Notmaßnahme, um im Endstadium der Krankheit das Augenlicht der Betroffenen zu retten.
Antibiotics: Eine Behandlungs- und Vorbeugemaßnahme, bei der die Bevölkerung einer Region durchgängig mit einem entzündungshemmenden Mittel behandelt wird.
Facial Cleanliness: Aufklärung über die Ursachen von Trachom und wie sich die Krankheit durch einfache hygienische Maßnahmen wie regelmäßiges Waschen des Gesichts vermeiden lässt.
Environmental Improvement: Die Versorgung mit sauberem Wasser durch den Bau von Brunnen und Quellfassungen sowie die Errichtung von Latrinen

6.956 Paar Augen: Evaluierung und Ergebnis

Im Februar 2017 waren insgesamt vier Studienteams in den entlegenen Dörfern der Projektregionen unterwegs, um die Bevölkerung auf Anzeichen von Trachom zu untersuchen. Insgesamt wurden 6.956 Menschen untersucht – vom Kleinkind bis zur Großmutter. Dabei wurden aber nicht nur die Augen untersucht, sondern auch die Umsetzung der anderen Komponenten der S.A.F.E.-Strategie. So wurde auch verzeichnet, ob die Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, ob es eine Latrine am Hof gibt und wie es um die hygienischen Umstände in den Haushalten bestellt ist.

Generell sollte nach einer Schwerpunktaktion wie in Abune Ginde Beret und Ginde Beret die Prävalenz von Trachom bei 5% und darunter liegen, erst dann gilt die Aktion als erfolgreich durchgeführt und es muss keine weitere Runde antibiotischer Mittel verteilt werden. Diesen Erfolg kann Menschen für Menschen in Abune Ginde Beret verzeichnen, wo in den kommenden drei Jahren weiterhin beobachtet wird, ob sich die Krankheit wieder ausbreitet. Nach diesen drei Jahren Beobachtungsphase erfolgt eine neuerliche Evaluierung. Erst wenn diese den Erfolg der Aktion bestätigt, kann die Region als „trachomfrei“ deklariert werden. Im Fall von Ginde Beret, wo die Prävalenz zwar von 62% auf beachtliche 6,2% reduziert werden konnte, muss nochmals eine Runde entzündungshemmender Mittel ausgegeben und eine abermalige Untersuchung durchgeführt werden.

Mehr über die Hintergründe der Trachom-Evaluierung unter: www.mfm.at/trachom

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)