AT: Ärztekammer startet Initiative „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!“

25. September 2017 | News Österreich | 0 Kommentare

Systemwechsel im Krankenkassensystem gefordert – Plakatkampagne und Stockbett machen die Versäumnisse sichtbar – Forderungskatalog an WGKK übergeben

Wien (OTS) – Zu lange Wartezeiten, wenig Zeit für Patientengespräche und bürokratische Hürden: Die heute, Montag, präsentierte wienweite Kampagne „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!“ macht deutlich, wie die Folgen einer „kranken Kasse“ aussehen können, und zeigt auf, welche Forderungen umgesetzt werden müssten, um Patienten in Wien eine gesunde Zukunft zu garantieren. Denn mitten im Nationalratswahlkampf stehen die nächsten Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse an. Vor Verhandlungsbeginn wurde daher, zeitgleich zum Start der Initiative, ein Forderungskatalog an die WGKK übermittelt.

„Ohne attraktivere Rahmenbedingungen der kassenärztlichen Tätigkeit ist der steigende medizinische Versorgungsbedarf einer immer größer und älter werdenden Bevölkerung nicht zu bewältigen“, verdeutlicht Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, die Dringlichkeit der Lage bei der Kampagnenpräsentation.

Zwtl. Fünf Forderungen für eine gesunde Zukunft

Der Forderungskatalog, der zeitgleich an die Wiener Gebietskrankenkasse übergeben wurde, beinhaltet fünf konkrete Schritte zur Stärkung des niedergelassenen Bereichs:

1. Umsetzung eines Wiener Hausarzt- und Kinderarztmodells
2. Setzen von Maßnahmen gegen den Ärztemangel
3. Aufhebung der Leistungsdeckelungen in den Kassenordinationen 4. Ausbau der Sachleistungsversorgung für Patienten
5. Anpassung und Modernisierung der Tarife aller Ärztegruppen

Steinhart: „Herkömmliche Honorarverhandlungen reichen nicht, wir brauchen hier einen echten Systemwechsel.“ Für eine, auch in Zukunft, gesunde Bundeshauptstadt wird daher vor Aufnahme der Vertragsverhandlungen ein Spitzengespräch, bestehend aus Land, Gebietskrankenkasse und Ärztekammer, eingefordert.

Mit der Umsetzung der Forderungen der Ärztevertretung entspräche die Gesundheitspolitik sogar den – nicht unumstrittenen Empfehlungen – der vom Sozialministerium beauftragten Studie der London School of Economics, die ausdrücklich zur Entlastung der Spitäler einen Ausbau des niedergelassenen Bereichs befürwortet.

Kranke Zukunft? Ein Stockbett auf Tour!

Wie die Zukunft aussehen könnte, wenn der Ausbau des niedergelassenen Bereichs weiter auf sich warten lässt, zeigt die „Aktion Stockbett“ der Initiative „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!“. „Schon jetzt liegen die Patienten auf den Spitalsgängen. Mit der Aktion wollen wir aufrütteln und zeigen, was uns ohne Stärkung der Kassenärzte drohen könnte: Die Patienten werden sich in den Spitälern stapeln“, beschreibt Steinhart das drohende Szenario.

Das Stockbett wird anlässlich der bevorstehenden Vertragsverhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse eine tragende Rolle spielen und auch auf Tour geschickt. „Wir werden die Patienten hier im öffentlichen Raum über die Aktion informieren, denn seit Jahren wird von der Wiener Gebietskrankenkasse statt der dringend benötigten Auslagerung in den niedergelassenen Bereich eine Einlagerung in die Spitäler betrieben“, kritisiert Steinhart, der mit einem Art „Augenzwinkern“ meint: „Wir stellen das Bett auch gerne den Kassenfunktionären zum Probeliegen zur Verfügung, damit sie selber spüren, was es bedeutet, wenn der dringend benötigte Ausbau des niedergelassenen Bereichs weiter blockiert wird.“

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)