Am 7. Dezember fand die 11. Internationale Fachtagung der Österreichischen Gesellschaft für Case und Care Management – diesmal in Salzburg – statt. Es drehte sich alles um das Thema Kompetenz und Kompetenzorientierung.
In ihren Begrüßungsreden betonten Andrea Wesenauer, Direktorin der OÖ Gebietskrankenkasse und Obfrau der ÖGCC, die Wichtigkeit des Theorie-Praxis-Transfers von Wissensinhalten und den dadurch erlangten Mehrwert im Case Management. Werner Pichler, Direktor des BFI Salzburg stellte fest, dass es um das Erfassen der Kompetenzen sowie das Unterstützen der Entwicklungsziele gehe. Er verwies auf das Projekt „Du kannst was“ des BFI Salzburg.
Im ersten Referat „Kompetenzorientierung in der Case Management-Ausbildung – neuer Wein in alten Schläuchen“ ging Doris Pfabigan, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Gesundheit Österreich GmbH, auf die unterschiedlichen Definitionsmöglichkeiten des Kompetenzbegriffes ein. Vor allem als Mitglied der Anerkennungs-Kommission beim ÖGCC beleuchtete sie diesen Begriff aus ihrer Perspektive sowie aus möglichen anderen Blickwinkeln. Sie verwies auf die damit verbundenen Schwierigkeiten in der Abgrenzung des Begriffes sowie auch auf die daraus resultierenden Hürden in der Kontrolle und Anrechnung im Rahmen von Ausbildungsprodukten. Mit dem Fazit, dass es immer einer eindeutigen Begriffsdefinition bedürfe, wenn man von Kompetenzen spricht, um auch klarzustellen, was darunter zu verstehen sei.
Ruth Remmel-Faßbender, Fachbereich Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften, kath. Hochschule Mainz, schloss an dieses Thema mit ihrem Vortrag „Wer bin ich? Die spezifische Fachlichkeit einer Case Managerin“ an und sprach über das schwierige Unterfangen des Vergleichens von Ausbildungsprodukten im Bereich Case- und Care Management sowie auch davon, was nun genau die zertifizierte Case Management Ausbildung ausmache. Der DGCC hat dazu 2017 einen Qualifikationsrahmen erarbeitet, der auch veröffentlicht wurde. Remmel-Faßbender sprach über die Problematik der fehlenden Inhaltsdiskussion und der ECTS-Umsetzung sowie über den Mangel an Vertreten des Case Managements/der Case Management-Ausbildung in den Fachgremien und auch in der Politik. Die Identitätsfindung erfolge immer in ständiger Reflexion, eine Verstärkung in dieser Hinsicht wäre wünschenswert, zumal es mittlerweile auch ausreichend Wirkungsforschung im Bereich Case Management gibt, so Remmel-Faßbender.
In seinem Vortrag „Kompetenzorientierung im Case Management und Digitalisierung“ stellte Michael Klassen, Hochschule RheinMain und Stellvertreter der Obfrau der ÖGCC, ein neues Forschungsprojekt der Hochschule vor. In diesem soll die Digitalisierung als neuer Ansatz im Case Management betrachtet werden. Einerseits dienen der Capability-Approach nach M. Nussbaum und dessen Operationalisierbarkeit sowie auch der Bereich der Social Media als neuer Ansatz, andererseits auch als Ergänzung in diesem Ansatz zum realen Case Management. Eine Smartphone-APP-Lösung soll auch erarbeitet werden. In den Vereinigten Staaten existierten schon vergleichbare Projekte im Bereich psychotherapeutischer Beratung für Kriegsveteranen, so Klassen. Das Projekt soll März 2019 starten und zwei Jahre laufen, bis ein Prototyp entwickelt ist. Die digitale Unterstützung sollte die Arbeitswirksamkeit im Case Management erhöhen.
Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Kompetenzorientierung im Case Management“ statt, in der zusammenfassend festgehalten wurde, dass eine bessere Vernetzung innerhalb und mit den Case Managern im Sinne eines Networkings und Lobbyings sowie eine Vertiefung der Befugnisse der Case Manager in und für die Zukunft wünschenswert wäre.
Nach der Mittagspause fanden jeweils zwei verschiedene Vorträge parallel statt, die Teilnehmer*innen konnten selbst wählen, welche Schwerpunkte für sie von Interesse waren:
Reinhard Köhsler, Fachbereich Case Management der NÖ GKK, referierte über „Das Spannungsfeld von Kooperationen im Case Management. Parallel dazu sprach Malte Osthagen, Geschäftsführer der CeKom, Schweiz, über die Bedeutung von Kompetenzen und deren Entwicklung in der Beratung („Von Goldkörnern und Granitsteinen“).
Nachfolgend referierten Herbert Korvas, Lehrgangsleiter Case Management des BFI Salzburg über die Praktische Umsetzung des stärkenorientierten Case-Management-Ansatzes mit unterschiedlichen Zielgruppen und parallel dazu Martin Lu Kolbinger, Studiengangs- und Forschungsleitung, FH Salzburg und seine Kollegin Astrid Jakob, Senior Lecturer an der FH Salzburg zum Titel „Case Management PLUS: Wenn genug nicht genug ist…“
Am Ende der Fachtagung fand eine Abschlussrunde mit den Workshop-Referent*innen statt. Moderator Michael Müller konnte abschließend eine gelungene Veranstaltung beenden in der neben interessanten Inhalten auch ausreichend Raum zum Netzwerken, sowie zum Reflektieren von Theorie und Praxis im Case Management vorhanden war.