AT: 1. Wiener Wundkongress – interdisziplinär

30. Juli 2019 | News Österreich | 0 Kommentare

Diabetisches Fußsyndrom und Wundinfektion

Am 14. Juni 2019 veranstaltete MEDahead den 1. Wiener Wundkongress. In enger Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA), der Initiative Wund?Gesund! und zahlreichen weiteren Fachgesellschaften und Vereinen konnte ein facettenreiches Programm auf die Beine gestellt werden.

Die Veranstaltung stand dabei ganz im Zeichen der Interdisziplinarität. Mehr als 300 TeilnehmerInnen aus Ärzteschaft, Pflege, Ordinationsassistenz und Fußpflege folgten der Einladung und informierten sich über aktuelle Trends im Wundmanagement und Neuigkeiten aus der Forschung. Für die wissenschaftlichen Inhalte zeigten sich WPM-Geschäftsführer Peter Kurz, DPGKP, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Zöch sowie AWA-­Präsidentin Sonja Koller, MBA verantwortlich. Das große Highlight der Veranstaltung bildete die Podiumsdiskussion. Diese fand nicht ausschließlich auf einer gesundheitspolitischen Ebene statt, sondern stellte bewusst die Patientensicht in den Mittelpunkt – ein Novum bei Veranstaltungen dieser Art. An der Diskussion nahmen renommierte Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten teil, die sich allesamt für eine optimale Patientenversorgung bei chronischen Wunden einsetzen. Sonja Koller, MBA, die Präsidentin der AWA hat selbst einen Background aus dem Pflegebereich und zeichnet sich durch ihre langjährige Erfahrung bei der Therapie chronischer Wunden aus. Die Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz setzt sich stark für das Thema „Wunde” ein und unterstützt Betroffene in den rechtlichen Belangen. Franz Bittner, seit 2013 Patientenombudsmann der Ärztekammer Wien, brachte seine langjährige Erfahrung aus dem Gesundheits- und Sozialbereich in die Diskussion mit ein. Der Vorsitzende der VFFP, Dr. Thomas Bonkowski vom Universitätsklinikum Regensburg, lieferte Input zur aktuellen Situation in Deutschland. Die European Association of Fellows in Wound Healing (EAFWH), die europaweit Ausbildungen für Ärzte im Bereich Wundmanagement forciert, war von Chirurg Dr. Mauhart beim 1. Wiener Wundkongress vertreten. Der niederösterreichische Allgemeinmediziner Dr. Freynhofer schilderte seine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Wundpatienten aus Sicht des Hausarztes. Frau Mag. Martina Laschet nahm als Verteterin der Initiative Wund?Gesund! an der Diskussion teil. Die Initiative Wund?Gesund! setzt sich dafür ein, Defizite in der Wundbehandlung aufzudecken und Aktivitäten zu setzen, die dem Patientenwohl auf lange Sicht dienen.

Ein bekanntes Problem im Zusammenhang mit der Behandlung chronischer Wunden ist, dass häufig viel Zeit verstreicht, bis Patienten überhaupt eine effektive und nachhaltige Therapie erhalten. Begründet ist dies darin, dass Betroffene häufig nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen und die Unterversorgung als ge ­ geben hinnehmen. Von den rund 250.000 PatientInnen mit chronischen Wunden in Österreich werden aktuell nur etwa 15 Prozent mit modernen Wundprodukten versorgt. Eine solche Behandlung ist zwar teurer, kann jedoch die langfristigen Kosten senken und die Behandlungszeit drastisch verkürzen. In der Diskussion wurde ebenso die demografische Entwicklung, welche die Wundversorgung zukünftig vor viele neue Herausforderungen stellen wird, ange ­ sprochen. Zudem wurden Ansätze diskutiert, wie der starke Anstieg an neuen Patienten in Zukunft eingedämmt werden kann. Einheitlicher Tenor der DiskussionsteilnehmerInnen war der Wunsch nach ganzheitlichen Konzepten sowie die Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pflegepersonal sowohl im Krankenhaus als auch im niedergelassenen Bereich.

Ebenso spannend gestalteten sich die Fachvorträge der Fortbildungsveranstaltung. Top -Referenten präsentierten verschiedenste Aspekte zu den Themen „diabetisches Fußsyndrom” und „Wundinfektion”. Die Vorträge selbst waren allesamt sehr praxisnah gehalten und das Erlernte wird den Teilnehmern den Alltag im Um ­ gang mit chronischen Wunden erleichtern.

Der 1. Wiener Wundkongress zeichnete sich durch sein facettenreiches und top aktuelles Programm aus und ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, mehr Awareness für die Thematik der chronischen Wunde in Österreich zu schaffen. Gemeinsam gilt es, neue Wege zu finden Betroffene und Angehörige stärker miteinzubeziehen

Der 2. Wiener Wundkongress wird im Juni 2020 stattfinden. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer, auch aus dem deutschsprachigen Ausland.

 

 

Autor

  • Markus Golla

    Studiengangsleiter "GuK" IMC FH Krems, Institutsleiter Institut "Pflegewissenschaft", Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegewissenschaft BScN (Umit/Wien), Pflegewissenschaft MScN (Umit/Hall)